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Technologien für die Umsetzung des Klimaabkommens stecken noch in den Kinderschuhen
Aus SRF 4 News aktuell vom 02.07.2020. Bild: Reuters
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Erreichen der Klimaziele «Das Problem ist, dass die Speicherung noch nicht gelöst ist»

Immer mehr private Unternehmen, aber auch Städte, Kantone oder Staaten setzen sich ehrgeizige Klimaziele. Viele wollen in den nächsten Jahrzehnten den CO2-Ausstoss auf Netto-Null reduzieren, also einen Zustand, in dem unter dem Strich kein CO2 mehr ausgestossen wird.

Doch die Technologien, die dazu nötig sind, fehlen heute noch. Und, wenn nicht deutlich mehr in die Forschung investiert wird, kommen sie wohl zu spät. Zu diesem Schluss kommt ein neuer Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA).

Klaus Ammann

Klaus Ammann

Wirtschaftsredaktor

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Der Historiker und Russist ist seit 2004 als Redaktor bei Radio SRF tätig. Seit 2011 arbeitet Klaus Ammann für die Wirtschaftsredaktion. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Energie- und Klimathemen.

SRF News: Es gibt doch heute schon Technologien, um sauberen Strom herzustellen, zum Beispiel aus Sonnen- oder Wasserkraft. Wovon spricht die IEA?

Klaus Ammann: Tatsächlich sind für die Stromproduktion schon Lösungen auf dem Markt. Aber das Problem da ist, dass die Speicherung über die Jahreszeiten noch nicht gelöst ist – also Sonnenstrom aus dem Sommer in den Winter speichern, geht noch nicht wirklich. Viel gravierender ist das Problem laut IEA aber in anderen Bereichen – beim Fliegen oder in der Schwerindustrie, also in der Produktion von Stahl, Zement oder Chemikalien. Da müssen komplett neue Technologien her, um diese Bereiche klimafreundlich zu gestalten und diese sind – salopp gesagt – noch nirgends.

Wo steht denn die Schweiz diesbezüglich laut der IEA?

Die IEA zeichnet Szenarien, wie die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden könnten, wie also die Welt in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts unter dem Strich kein CO2 mehr ausstossen könnte. Die Technologien, um dies zu erreichen, sind aber mehrheitlich noch in Entwicklung.

Laut IEA sind für ein Drittel der Emissionsreduktionen Technologien nötig, die heute erst in der Prototyp-Phase sind.

Laut dem heutigen Bericht sind für ein Drittel der Emissionsreduktionen Technologien nötig, die heute erst in der Prototyp-Phase sind. Weitere 40 Prozent der CO2-Reduktionen sind nur mit Technologien möglich, die es zwar gibt, die aber noch nicht marktfähig sind, sich also wirtschaftlich noch nicht lohnen. Die IEA betont, dass die Zeit knapp werde. Das zeigen Beispiele aus der Vergangenheit: LED-Lampen oder Lithium-Ionen-Batterien brauchten bis zu 30 Jahren von der Prototyp-Phase, bis sie auf dem Massenmarkt landeten.

Das gesteckte Netto-Null-Ziel bis 2050 wird also knapp?

Sehr knapp. Die IEA rechnet vor, dass in vielen Bereichen die Investitionszyklen rund 25 Jahre betragen – sprich, dass etwa Produktionsstätten für Stahl oder Zement alle 25 Jahre erneuert werden. Es sei deshalb zentral, dass schneller als bisher neue Technologien zur Verfügung stehen, damit solche Zementfabriken beispielsweise möglichst bald bei der nächsten Erneuerung sauber bzw. sauberer ausgerichtet werden. Es müsste jetzt also unbedingt schnell mehr Geld in die Entwicklung von solchen Technologien gesetzt werden.

Reicht es denn, wenn einfach mehr Geld gesprochen wird für die Forschung in diesen Bereichen?

Klar: Der Zusammenhang zwischen Input an Geld und Kapazitäten und unmittelbaren Outputs, also neuen Technologien, ist nicht immer ganz direkt. Aber die Gelder für CO2-arme Technologie-Forschung stagnieren seit 2012. Das Interessante an den Zahlen der IEA ist, dass für Energie-Forschung fünfmal weniger ausgegeben wird als für Gesundheits- oder Rüstungsforschung. Da muss man sich schon fragen, wie das weitergeht.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

SRF 4 News, 2.7.2020, 6.40 Uhr;

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