Das ist passiert: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reiste am Mittwoch gemäss ihrem Büro über Zürich vom G20-Gipfel in Rio de Janeiro zurück. Auf dem Weiterflug mit der Swiss nach Brüssel kam es dann zu einem medizinischen Notfall, woraufhin die Crew nach fachkundigen Passagierinnen und Passagieren fragte. Die promovierte Medizinerin meldete sich. Nach Angaben des Büros Von der Leyens wurde der Passagier nach der Landung medizinischem Personal übergeben. Zuerst hatte «20 Minuten» über den Vorfall berichtet.
Wie häufig sind solche medizinischen Vorfälle in der Luft? Zum aktuellen Fall gibt die Swiss aus Datenschutzgründen keine Auskunft. Laut Mediensprecherin Meike Fuhlrott sind «schwerwiegende gesundheitliche Probleme» an Bord eher selten. Statistisch gesehen trete pro 15'000 bis 20'000 Passagiere ein medizinischer Zwischenfall auf. Wie für vieles in der Luftfahrt, bestünden auch für solche Notfallsituationen Checklisten und definierte Abläufe. Crewmitglieder werden für den Umgang mit medizinischen Notfällen an Bord geschult und absolvieren jährliche Auffrischungskurse.
Wie sieht die medizinische Infrastruktur an Bord aus? Laut Fuhlrott ist jeder Flieger mit einem Erste-Hilfe- sowie einem Notfallset ausgestattet, das neben einem Defibrillator auch einen Beatmungsbeutel, Infusionsmaterial oder einen Katheter enthält. Die Airline arbeitet zudem mit einem externen medizinischen Dienstleister zusammen der vom Boden aus medizinische Unterstützung und Beratung während eines Fluges bietet. Mit diesen kann die Crew im Notfall von überall auf dem Globus Kontakt aufnehmen.
Was passiert bei einem Notfall? Zunächst prüft ein Crewmitglied den Zustand der Person und spricht sich mit dem oder der Maître du Cabine ab. Auch das Cockpit wird umgehend informiert. In der Regel erfolge zeitgleich der bekannte Aufruf nach einem Arzt oder einer Ärztin über das Bordmikrofon, so Fuhlrott. Auf Langstreckenflügen befinde sich in 70 bis 80 Prozent der Fälle ein Arzt oder eine Ärztin an Bord.
Wie wirkt sich eine Notlage auf den Flug aus? Befindet sich die Maschine in der Nähe eines Flughafens, nimmt das Cockpit Kontakt mit dem Tower am Zielflughafen auf, um, falls nötig, eine prioritäre Landung zu ermöglichen. Anders sieht es bei Langstreckenflügen aus. «Ob ein Flug planmässig fortgesetzt oder ausserplanmässig zwischenlanden muss, entscheidet in letzter Instanz die Cockpitcrew», erklärt Meike Fuhlrott. So geschehen etwa im August – als ein Swiss-Flug nach Tokio in Kasachstan landete. Solche Vorfälle seien aber selten. Fünf bis zehn Mal pro Jahr komme das vor.
Geburt und Tod an Bord: Todesfälle an Bord sind selten. Gemäss eines Berichts des Fliegerärztlichen Instituts in Dübendorf aus dem Jahr 2018 tritt pro zwei Millionen Passagiere ein Todesfall auf. Die Crew ist in diesem Fall verpflichtet, die Koordinaten des Flugzeugs zum Todeszeitpunkt zu notieren. Ähnlich selten sind Geburten. Speziell dabei: In gewissen Ländern – etwa in den USA – steht dem Neugeborenen die bei einer Geburt in der Luft die Staatsangehörigkeit zu.
Besonderes Programm für Ärzte: Swiss bietet neu das sogenannte «Arzt an Bord»-Programm der Lufthansa Group an. Wer sich anmeldet, wird in ein Register aufgenommen, auf das die Crew im Notfall zurückgreifen kann. Teilnehmende erhalten bei der Swiss eine einmalige Meilengutschrift und weitere Goodies.