- Der Europarat hat zum Geschäftsgebaren der Fifa und anderer grosser Sportverbände eine Untersuchung eingeleitet.
- Die Europarats-Parlamentarier konzentrieren sich bei ihrer Arbeit insbesondere auf die Frage, ob die Regeln der guten Unternehmensführung – Good Governance – innerhalb des Weltfussballverbandes eingehalten wurden.
- Geleitet wird der Sportausschuss von Anne Brasseur. Die Luxemburgerin war bis 2016 die Präsidentin der Parlamentarischen Versammlung des Europarates in Strassburg.
- Die 66-jährige Brasseur wird sich voraussichtlich im März mit der Fifa-Spitze in dieser Sache treffen.
- Fifa-Generalsekretärin Fatma Samoura streckt im Interview mit der «Rundschau» die Hand zur Zusammenarbeit aus.
Dem Weltfussballverband Fifa droht aus Strassburg politisches Ungemach: Der Europarat hat gegen die Fifa und weitere grosse Sportverbände eine Untersuchung eingeleitet. Der Sportausschuss beleuchtet insbesondere die Frage, ob der Weltfussballverband die Regeln der guten Unternehmensführung – also der sogenannten Good Governance – eingehalten hat. Diesen Sachverhalt bestätigt Anne Brasseur gegenüber der «Rundschau» erstmals. Die Präsidentin des Europarates leitet der Sportausschuss, welche mit dem Fall betraut wurde.
Wenn jemand einen Missstand aufdecken will, läuft dieser gleich Gefahr, entlassen zu werden. Das trägt nicht zur Glaubwürdigkeit bei.
Zudem zieht Anne Brasseur im Interview eine erste Bilanz aus ihrer Arbeit und prangert dabei den aus ihrer Sicht ins Stocken geratenen Reformprozess an. «Unter der neuen Führung sehe ich keinen Reformwillen. Ich bin sehr besorgt». Die einstige luxemburgische Erziehungsministerin stört sich in diesem Zusammenhang an der faktischen Entmachtung der Fifa-Ethikkommission: «Wenn jemand einen Missstand aufdecken will, läuft er Gefahr, entlassen zu werden. Das trägt nicht zur Glaubwürdigkeit bei».
Brasseur wirft Infantino fehlenden Anstand vor
Zur Erinnerung: Fifa-Präsident Gianni Infantino setzte vergangenen Mai am Kongress des Weltfussballverbandes in Mexiko-City durch, dass der Fifa-Council für 12 Monate die Mitglieder der unabhängigen Aufsichtsinstanzen selbst berufen oder absetzen kann. Das gilt für die Fifa-Ethikkommission unter der Führung des ehemaligen Schweizer Staatsanwalts Cornel Borbély und das Audit- und Compliance-Komitee. Daraufhin legte der Schweizer Domenico Scala sein Amt als Vorsitzender des Audit- und Compliance-Komitees mit sofortiger Wirkung nieder. Neu steht dem Gremium der Slowene Tomaz Vesel vor.
Des Weiteren stösst Anne Brasseur das Verhalten des Fifa-Präsidenten bei der Frage der Festsetzung seines Gehalts sauer auf. «Man muss einfach wissen, was man darf und was man nicht darf». Darüber hinaus habe eine solche Attitüde nichts mit fehlenden Regeln in der Wirtschaft oder Politik zu tun. «Entweder man hat Anstand oder nicht».
Man muss einfach wissen, was man darf und was man nicht darf
Letztes Jahr wurde publik, dass es innerhalb der Fifa zu kontroversen Diskussionen um das festzusetzende Gehalt des Wallisers Gianni Infantino in seiner neuen Funktion als Fifa-Präsident gekommen ist. Mittlerweile wurde das Gehalt auf 1,5 Millionen Franken festgesetzt – mit der Aussicht auf einen Bonus für das kommende Jahr.
Fifa bietet Hand für mehr Transparenz
Fifa-Generalsekretärin Fatma Samoura kann die Vorwürfe von Anne Brasseur im Interview mit der «Rundschau» derweil nicht nachvollziehen, lädt die Luxemburgerin aber gleichzeitig zur Zusammenarbeit ein: «Ich lade sie ein, sich von Innen anzuschauen, was die Fifa tut».