Schweizer Werber sind auch im Ausland anerkannt: Jean-Remy von Matt hat in Hamburg die erfolgreiche Agentur Jung von Matt mitgegründet. Der Schweizer Dennis Lück hat die erfolgreiche Wahlkampagne von Kanzlerkandidat Olaf Scholz mitgestaltet.
Nun will auch die Agentur Farner im europäischen Ausland Fuss fassen. Sie wurde vor 70 Jahren vom legendären Rudolf Farner gegründet. Ihm wird das Bonmot zugeschrieben, er könne für eine Million aus einem Kartoffelsack einen Bundesrat machen.
Expansion in den EU-Raum
Mittlerweile ist Farner Consulting zur grössten Schweizer Kommunikationsagentur geworden. Sie ist für Bund, Behörden, Abstimmungskomitees und Verbände genauso aktiv wie für Unternehmen, und bietet Werbung, Lobbying und andere Kommunikationsdienstleistungen an.
«Dieses Modell einer kompletten, integrierten Agentur, die von A bis Z alles anbietet, ist ein Erfolgsmodell nicht nur in der Schweiz. Wir glauben auch an Chancen im europäischen Raum», sagt Roman Geiser, Geschäftsführer und Mehrheitsaktionär von Farner.
Der Trend gehe hin zu international ausgerichteten Netzwerken, die ihre Klienten in mehreren Ländern rundum betreuten, unterstreicht Geiser. Auch ausländische Agentur-Netzwerke hätten in der Schweiz bereits Fuss gefasst.
Das Modell einer kompletten, integrierten Agentur, die von A bis Z alles anbietet, ist ein Erfolgsmodell nicht nur in der Schweiz.
Zugleich seien die Kommunikationsmärkte immer noch stark national oder regional ausgerichtet, so Geiser. Deshalb will Farner nicht selber neue Agenturen aufbauen, sondern bestehende übernehmen, die die jeweiligen Märkte und ihre Besonderheiten kennen: «Die Idee ist es, ‹Local Champions› zu finden, und diese dann in ein europäisches Netz zu nehmen, um so integriert über die ganze Region anbieten zu können.»
Im Visier hat Farner europaweit rund 15 Standorte mit 700 Angestellten, die in den kommenden fünf Jahren übernommen und integriert werden sollen. Zum Vergleich: In der Schweiz beschäftigt Farner an sechs Standorten gut 200 Angestellte.
Brüssel als politisches Tummelfeld
Im Unterschied zur Schweiz, wo Farner oft politisch tätig ist, will man im Ausland davon vorerst die Finger lassen. Mit einer Ausnahme, so Geiser: «Das ist Europa, die Europapolitik und Brüssel. Das gibt es durchaus legitime Interessen von Unternehmen in allen Ländern, sich in Brüssel Gehör zu verschaffen. Das kann auch ein Teil dieser Strategie sein.»
Zu Farners forschen Plänen sagt die Marketing-Expertin Johanna Gollnhofer von der Universität St. Gallen: «Der Schweizer Markt ist beschränkt wie jeder andere Markt auch. Wenn man wachsen will, ist das der nächste logische Schritt.»
Wenn man wachsen will, ist das der nächste logische Schritt.
Doch es gebe dabei neben Chancen auch Risiken, so Gollnhofer: «Einerseits steigen die Komplexität und die Koordination. Auch die kulturelle Integration ist nicht zu vernachlässigen.» Anderseits gebe es bestehende Wettbewerber auf allen Märkten. Der Wille allein sei nicht automatisch ein Erfolgsrezept.
Die Branche wird nun genau verfolgen, ob es Farner gelingen wird, die Chancen zu nutzen und die Risiken zu bewältigen.