Es ist eine kleine Bombe, die Swisscom platzen liess. Sie will für 8 Milliarden Euro die italienische Tochter des britischen Telekom-Anbieters Vodafone übernehmen. Der Plan: Vodafone Italien mit der dortigen Tochter Fastweb zusammenlegen. Das gemeinsame Unternehmen würde einen Umsatz von rund 7 Milliarden Euro und 8000 Mitarbeitenden haben. Es wäre die Nummer zwei in Italien – hinter dem Marktführer TIM (Telecom Italia Mobile). Eine grosse Kiste also. Zum Vergleich: Swisscom erzielt einen Umsatz von rund 11 Milliarden Franken im Jahr.
Unterschrieben ist zwar noch nichts, die Verhandlungen seien aber weit fortgeschritten, heisst es. Man kann der Swisscom nur wünschen: Hoffentlich erlebt sie kein Déjà-vu.
Übernahme-Debakel sind bei der Swisscom nicht selten
In Italien ist die Swisscom bereits seit 17 Jahren im Markt – und machte schmerzhafte Erfahrungen. Besonders am Anfang, nach dem Marktantritt. 2007 kaufte Swisscom die Mehrheit der italienischen Fastweb, damals auch für fast 7 Milliarden Franken. Wenig später machte Fastweb Schlagzeilen mit angeblichen mafiösen Strukturen. Das Unternehmen war vor der Übernahme in Geldwäscherei und Steuerhinterziehung verwickelt. Am Schluss musste Swisscom 1.3 Milliarden Euro abschreiben. Immerhin: Heute schreibt Fastweb Gewinn.
Übernahme-Debakel – solche hatte Swisscom bereits vor dem damaligen Italien-Abenteuer. Dem Zukauf der deutschen Debitel folgten ebenfalls hohe Abschreiber. Als sie auch noch die irische Eircom übernehmen wollte, erteilte ihr der Bund als Mehrheitseigner ein Übernahmeverbot.
Ist der Bund der richtige Mehrheitseigner?
Mehrheitseigner ist der Bund heute noch. Und die Übernahme-Historie sowie die neuerliche Kauf- und Expansionslust bringt vor allem auch eine weitere Frage wieder aufs Tapet: Ist der Bund der richtige Eigner? Mit der Vodafone-Übernahme wäre das staatsnahe Schweizer Telekom-Gebilde die Nummer zwei auf dem italienischen Markt und wäre mit Fest- und Mobile-Netz-Angeboten präsent.
Diese schiere Grösse ist mit diversen Risiken verbunden. Die am Schluss der Bund mitträgt. Damit ist die Diskussion um die Eignerstrategie des Bundes und eine allfällige Vollprivatisierung der Swisscom lanciert.