Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie verzeichnet stetig sinkende Aufträge aus dem EU-Raum. Zudem unterstützen immer mehr Länder wie die USA oder Deutschland ihre eigene Wirtschaft mit billigem Strom, Steuererleichterungen und staatlichen Investitionen.
Für die Schweizer Exportindustrie bedeutet das einen eklatanten Wettbewerbsnachteil, wie Patrick Villiger weiss. Er ist Chef von 250 Angestellten und leitet die Geschicke von Aluminium Laufen in Liesberg. Am Fusse des Juras in der Region Basel wird Aluminium hergestellt.
Wenn die Märkte in Deutschland und Frankreich husten, spüren wir das beim Auftragseingang und beim Umsatz.
Eigentlich produziert das Werk rund um die Uhr. Aber aktuell sei die Situation eine andere, erklärt Villiger: «Wir sind ein Unternehmen, das zwei Drittel der Menge im Ausland absetzt, vorwiegend in Deutschland und Frankreich. Wenn diese Märkte husten, spüren wir das beim Auftragseingang und beim Umsatz.»
Husten, das tut sie, die europäische Wirtschaft. Hohe Inflation, stockender Konsum, scharfer Zinsanstieg – die Eurozone kommt nicht in Schwung. «Die Geschäftsaussichten trüben sich stark ein. Wir erwarten eine längere Phase der Kurzarbeit. Wir rechnen erst mit einer Erholung per Mitte 2024», erklärt Villiger.
Strompreis als Wettbewerbsnachteil
Die Schweizer Maschinen-, Elektro und Metallindustrie verbuchte bei den Auftragseingängen im ersten Halbjahr ein Minus von fast zehn Prozent. Im besten Fall hilft einzelnen Firmen der hohe Auftragsbestand des Vorjahres, um den Abschwung einigermassen abzufedern.
Für Firmen, die viel Energie benötigen und im internationalen Wettbewerb stehen, ist der Strompreis entscheidend. Viele EU-Staaten unterstützen ihre Firmen derzeit mit Massnahmen wie einem Strompreisdeckel. Damit werden die Energiekosten für europäischen Konkurrenten künstlich reduziert.
Ein Wettbewerbsnachteil, der wohl so schnell nicht verschwinden wird. Auch wenn die Industriepolitik international ein Comeback feiert, Subventionen wie sie die EU gewährt, sind in einem liberalen Land wie der Schweiz traditionell ein ordnungspolitischer Sündenfall.
«Subventionsregen» ausserhalb der Schweiz
Stephan Brupbacher, Verbandsdirektor der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie Swissmem, kritisiert die Industriepolitik scharf. Er spricht von einem «massiven Subventionsregen», der auf Unternehmen in den USA oder Deutschland niedergehe. Mit Freihandel habe das nichts mehr zu tun.
Beispiel Infineon: Obwohl der deutsche Chiphersteller profitabel ist, erhält er Subventionen für den Bau einer neuen Fabrik. Brupbacher rechnet vor, was dies den deutschen Staat kostet: «Bei Infineon sind das mehrere Millionen pro neu geschaffenem Job, die der Steuerzahler zur Verfügung stellt. Das ist Industriepolitik vom Schlechtesten.»
Das führt dazu, dass Halbleiterfirmen sich überlegen müssen, wo sie das nächste Mal investieren.
Eine solche Industriepolitik benachteilige einerseits Schweizer Firmen, andererseits verliere der Standort für ausländische Unternehmen an Attraktivität. «Das führt dazu, dass beispielsweise Halbleiterfirmen sich überlegen müssen, wo sie das nächste Mal investieren», so Brupbacher. In der Folge investiert eine Firma dort, wo der Subventionstopf am grössten ist.
So geschehen bei TSMC. Der Chiphersteller wurde im Juni mit Subventionen von zehn Milliarden Euro ins deutsche Magdeburg gelockt. Solches kann die Schweiz nicht bieten. Im globalen Wettbewerb um Firmen und beim Export von Industriegütern hat sie das Nachsehen.