Der Bauer, der auf dem Traktor, sein Feld bestellt. Ein vertrautes Bild für viele. Weniger bekannt sein dürften hingegen die Personen, die den Traktor reparieren und das Gefährt regelmässig warten: die Landmaschinen-Mechaniker.
Andreas Ruckli leitet das Landmaschinen-Unternehmen «Martin Ruckli AG» im luzernischen Buttisholz, einer von über 800 Betrieben in der Schweiz. Mit dem Traktoren-Verkauf allein - je nach Geschäftsgang sind es pro Jahr 1 bis 5 Stück - kann der Familienbetrieb zwar nicht überleben, er braucht weitere Standbeine wie Reparatur, Unterhalt und Verkauf von anderen Landmaschinen.
Der Traktor ist für einen Landmaschinen-Mechaniker nach wie vor das Steckenpferd.
Doch für Andreas Ruckli sind die Fahrzeuge nach wie vor Prestige-Objekte: «Der Traktor ist für einen Landmaschinen-Mechaniker nach wie vor das Steckenpferd. Ohne Traktor geht es bei uns nicht. Und es geht viel in Sachen Entwicklung, neue Maschinen, Digitalisierung.»
Fachkräftemangel wegen (zu) tiefer Stundensätze
Reto Wespi hat diesen Sommer seine vierjährige Lehre als Landmaschinen-Mechaniker bei Andreas Ruckli abgeschlossen und wird dort weiterarbeiten. Darüber ist sein Lehrmeister erleichtert. Denn die Branche kämpft gegen einen riesigen Fachkräftemangel.
Landmaschinen-Mechaniker sind top ausgebildet und darum auch in der Industrie sehr begehrt. Die Abwanderung ist hoch. Ein Grund sind die Löhne: 4300 bis 4500 Franken pro Monat sind es je nach Unternehmen nach der Lehre.
Die eher tiefen Löhne wiederum sind das Ergebnis eines Problems, das viele Landmaschinenfirmen haben: Sie verrechnen aus ihrer Sicht zu tiefe Stundensätze an ihre Kunden, das heisst an die Bäuerinnen und Bauern. Für eine Stunde Arbeit am Traktor verlangt Andreas Ruckli 95 Franken – exklusive Mehrwertsteuer. Das ist teils deutlich weniger als der Stundensatz beim Automechaniker.
Verband will Problem an die Hand nehmen
Der Landmaschinenverband Agrotec mit Vorstandsmitglied Werner Berger will das Thema «Stundensätze» für seine Mitgliedsfirmen angehen: «Es geht darum, dass wir attraktive Arbeitgeber in der langen Frist sein können. Dafür müssen wir uns noch etwas besser verkaufen. Unsere Top-Dienstleistungen besser kommunizieren. Um am Ende Rentabilität in die Betriebe reinzubringen.»
Ich denke nicht, dass die Bauern nicht mehr zahlen wollen. Sondern es gilt, wie üblich, Angebot und Nachfrage.
Auf der anderen Seite sitzt Roman Engeler, Direktor des Verbandes für Schweizer Landtechnik. Er vertritt die Interessen von rund 20'000 Bäuerinnen und Bauern. Zum Tarifproblem sagt er: «Ich denke nicht, dass die Bauern nicht mehr zahlen wollen. Sondern es gilt, wie üblich, Angebot und Nachfrage. Ein Landmaschinenbetrieb muss kalkulieren. Kann ich den Verrechnungssatz anwenden oder nicht? Kommt dann ein Bauer mit seiner Maschine noch zu mir in den Service? Und generell ist es halt so: Das Lohnniveau in der Landwirtschaft ist nicht so hoch wie im zweiten oder dritten Sektor.»
Verständnis beim Landmaschinen-Unternehmer
Ein Kunde von Andreas Ruckli ist Sepp Tschopp. Der Bauer betreibt im luzernischen Kaltbach eine Ferkelaufzucht. Das Futter für seine Tiere baut er selber an. Den dafür erforderlichen Traktor hat er bei Ruckli gekauft.
Zum Stundensatz-Problem sagt er: «In meinem Fall gibt es eine Schweinebörse. Bei einer Überproduktion wie aktuell gehen die Preise von 8 Franken pro Kilo auf 3.40 Franken pro Kilo zurück. Das sind für mich ruinöse Preise. Ich kann also je Marktlage investieren oder nicht.»
Andreas Ruckli kann diese Argumentation nachvollziehen. Aber sie nützt ihm nichts. Immerhin: Man versteht sich zwischen Landmaschinen-Unternehmen und Bäuerinnen und Bauern. Eigentlich eine gute Basis, um das Tarifproblem doch noch zu lösen.