Mit Rutschbahnen, Eintrittsboni und gratis Frühstück buhlen Unternehmen um Informatikerinnen und Informatiker, weil es viel weniger IT-Fachkräfte gibt als offene IT-Stellen. Auch in der Schweiz liegt der Informatikberuf auf Rang 2 des Fachkräftemangel-Indexes, direkt hinter den Gesundheitsberufen.
Viele Stellen bleiben offen
Über 31'000 IT-Jobs waren Mitte August nach Angaben des Jobradars von X28 in der Schweiz ausgeschrieben. Zu den grössten Arbeitgebern aus der ICT-Branche (Informations- und Kommunikationstechnologie) gehören Swisscom und Sunrise, aber auch Tech-Giganten wie Google, Microsoft, Meta, Amazon und IBM. Offensichtlich fühlen sich Firmen aus dem Silicon Valley bei uns wohl, besonders in Zürich: Die Stadt bietet starke Hochschulen und eine hohe Lebensqualität.
Zwei von drei ICT-Fachkräften arbeiten jedoch ausserhalb der Kernbranche. Fast jedes Unternehmen ist auf IT angewiesen und auch der Staat braucht Informatikerinnen und Informatiker. Sie haben im Wettbewerb um IT-Talente gegenüber Google & Co. oft die schlechteren Karten.
Schlecht für die Wirtschaft und die Sicherheit
Der Mangel an IT-Fachkräften trifft also nicht nur die eigentliche IT-Branche, sondern die gesamte Wirtschaft und die Verwaltung von Bund, Kantonen und Gemeinden.
Besonders problematisch ist der Mangel in der Cybersecurity. Dort sichern IT-Spezialisten Firmen gegen Hacker-Angriffe, Viren, Ransomware und Datendiebstahl ab.
Einer Schätzung des (ISC)² zufolge gibt es weltweit 4,7 Millionen Cybersecurity-Angestellte. Es bräuchte aber noch rund 3,4 Millionen mehr.
Der Bedarf an Sicherheitspersonal steigt, denn die Cyberangriffe nehmen rasch zu. Und es sind nicht nur Unternehmen betroffen: Auch Behörden, Schulen und Spitäler geraten in das Visier der Angreifer.
Ausblick
ICT Berufsbildung Schweiz schätzt, dass der Fachkräftemangel im ICT-Bereich weiter steigen wird. Bis 2030 werde eine Lücke von fast 40'000 Personen im Schweizer IT-Jobmarkt klaffen.
Zwar studieren immer mehr junge Menschen Informatik, der Bedarf steigt aber noch schneller. Grund dafür sind das Wirtschaftswachstum und die Digitalisierung.
Rekrutierungspotential gibt es in zwei Bereichen. Erstens können Unternehmen stärker auf Quereinsteiger setzen. Laut dem Swiss Software Industry Survey (SSIS) werden diese bisher erstaunlich wenig berücksichtigt.
Zweitens ist der Frauenanteil in der Informatik nach wie vor tief. Nur etwa 15 Prozent der IT-Spezialisten sind Frauen, der Anteil der Masterabsolventinnen in Computer Science an der ETH und der EPFL stagniert trotz aller Bemühungen seit Jahren unter 20 Prozent.
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Der Hauptgrund dafür ist ebenso simpel wie schwer zu beseitigen: Das hartnäckige Stereotyp des asozialen Computer-Nerds, der einsam im dunklen Zimmer vor seinen Monitoren sitzt und Programme tippt.
Obwohl dieses Bild längst überholt sein müsste, bleibt es hartnäckig in unseren Köpfen haften und führt dazu, dass für Schülerinnen eine Zukunft als Informatikerin unattraktiv wirkt und sie die Vielfalt der Informatik übersehen.
Dieser männlich geprägte Stereotyp sitzt so tief, dass Mädchen und sogar ihr Umfeld oft denken, sie seien nicht für den Informatikberuf geeignet, selbst wenn sie beste Mathematik-Noten schreiben.