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«Tagesgespräch»: Ist Amerika gerüstet für die Corona-Epidemie?
Aus Rendez-vous vom 16.03.2020. Bild: Keystone
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Fed-Entscheid zu Corona-Krise «Es ist eine Gesundheits- und nicht eine Finanzkrise»

Vernunfthandlung oder Verzweiflungstat? Die US-Notenbank senkt den Leitzins auf fast null Prozent. Hilft das der amerikanischen Wirtschaft, um die Corona-Krise zu meistern?

«Es kommt mir so vor, wie wenn jemand zum Arzt geht, ein bisschen hustet un dann gegen alle möglichen Ursachen des Hustens etwas verschrieben erhält», sagt der schweizerisch-amerikanische Wirtschaftsprofessor Alfred Mettler von der Universität in Miami zum jüngsten Fed-Entscheid.

Die zweite Leitzinssenkung auf fast Null zusammen mit den zusätzlichen Programmen zum Aufkauf von Anleihen bezeichnet der Experte denn auch als «unglaublich massiv». So massiv, dass man sich fragen könne, ob es überhaupt noch etwas darüber hinaus geben könnte: «Es macht wirklich den Anschein, dass man voll auf tutti gegangen ist, und das Pulver scheint ziemlich verschossen zu sein.»

Das Gegenteil von beruhigend

Aus dem Entscheid spricht nach den Worten von Mettler mit Sicherheit eine grandiose Nervosität. Schlecht im eigentlichen Sinne sei der Schritt ja nicht, gerade bezüglich der Liquidität der Firmen. Allerdings sei fraglich, ob das wirklich alles in einem so grossen Schritt habe erfolgen müssen: «Dass man bereits jetzt so weit geht, wird die Finanzmärkte sicher nicht beruhigen», schätzt Mettler.

Trump und die Schulden

Den realwirtschaftlichen Nutzen sieht Mettler bei den tiefen Zinsen, die dafür sorgen sollen, dass auf den Märkten nicht eine andere Art von Panik entsteht. Er erinnert diesbezüglich daran, was in Sachen Schulden und Defizit in der dreieinhalbjährigen Amtszeit von Präsident Donald Trump gelaufen ist. Dazu gehöre der historisch einmalige Druck Trumps auf die US-Notenbank vor ein paar Monaten, die Leitzinsen zugunsten seiner Schuldenwirtschaft zu senken und selbst Zinsen zu bezahlen.

Die US-Notenbank stelle nun einfach sicher, dass der Markt funktioniere und sende – ähnlich wir nach der Finanzkrise vor zehn Jahren – ein Zeichen der Beruhigung. Theoretisch sei damit das Machbare gemacht. Man könne natürlich noch mehr ausweiten und noch mehr Anleihen und Wertschriften kaufen und die Zinsen noch mehr senken. Mit Negativzinsen allerdings stellten sich dann plötzlich wieder ganz andere Probleme, wie dies Europa und auch die Schweiz illustrierten.

Gibt es Alternativen?

«Neue Zaubermittel gibt es in der klassischen Lehre nicht», betont Mettler. Es gebe zwar denkbare Varianten wie etwa das «Helikoptergeld», wo allen Leuten etwas gegeben werde, damit das Leben weitergehen kann. Allerdings könne man zurzeit das Geld gar nicht ausgeben.

Der Stillstand

«Das ist das Neue an der Krise, dass man jetzt versucht, mit den klassischen Massnahmen einer Finanzkrise zu intervenieren, weil es im Moment nichts Anderes gibt», so der Wirtschaftsprofessor.

Allerdinge gebe es ja gar keine Finanzkrise wir vor zehn Jahren, sondern eine Gesundheitskrise: «Auf der Angebotsseite kommt nichts mehr, und auf der Nachfrageseite wird nichts mehr verlangt. Es ist eigentlich ein totaler Stillstand, und deswegen sind die Märkte wohl auch derart nervös.»

Tagesgespräch, 16.03.3030. 13.00 Uhr ; 

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