Im Pandemiejahr 2020 waren viele Angestellte über längere Zeit krankgeschrieben und fehlten am Arbeitsplatz. Erstmals zeigt nun eine Auswertung des Krankenversicherers Swica für SRF News, wie sich Kosten und Anzahl Fälle im Bereich der kollektiven Krankentaggeld-Versicherung entwickelt haben.
Gemäss Swica, dem nach eigenen Angaben grössten Anbieter solcher Produkte, sind sie 2020 stark gestiegen: um jeweils zehn, respektive knapp elf Prozent. Dies im Vergleich zum Vorjahr. Ein signifikanter Rückgang ist noch nicht zu beobachten. Andreas Koller, Mitglied der Geschäftsleitung von Swica, sagt dazu: «In diesem Jahr nimmt die Anzahl Fälle zwar ab, doch die Leistungen gehen nur langsam zurück. Sie sind immer noch sehr viel höher als 2019.»
Detailhandel exponiert
Kollektive Taggeld-Versicherungen – ein übrigens freiwilliger Versicherungsschutz – verkauft der drittgrösste Schweizer Krankenversicherer vor allem an Unternehmen im Gastgewerbe und im Detailhandel. Darunter befinden sich auch Migros und Coop. Andreas Koller: «Da die Geschäfte im Detailhandel auch während der Pandemie geöffnet blieben und die Angestellten nach wie vor Kontakt zu Kunden hatten, war der Druck teilweise gross. Und da ist es auch zu einer erhöhten Arbeitsunfähigkeit gekommen.»
Mehr psychische Erkrankungen
Waren es 2020 gemäss Swica eher physische, kürzere Erkrankungen, die zur Inanspruchnahme von Taggeldern führten, dürften es in diesem Jahr psychische Störungen sein. Die Dauer der Fälle nähme jedenfalls zu. Andreas Koller: «Man könnte einen Trend ableiten, dass es mehr in die psychosomatischen und psychischen Leiden hereingeht. Das müssen wir beobachten.» Seit Anfang April 2020 Jahres bietet der Krankenversicherer eine psychologisch-psychiatrische Sprechstunde über ein Telemedizin-Portal an. Bis Ende vergangener Woche liessen sich 1000 Versicherte darüber behandeln. Da noch keine Vergleichszahlen vorliegen, ist diese Grösse indessen schwierig einzuordnen. Insgesamt sei die Angst, möglicherweise seinen Arbeitsplatz zu verlieren, aber ein schlechter Begleiter und führe nachhaltig zu Arbeitsunfähigkeit, meint Andreas Koller.
Stabile Prämien für 2022
Eine generelle Prämienerhöhung der kollektiven Taggeld-Versicherung für das kommende Jahr sieht Swica nicht vor. Möglich seien individuelle Anpassungen. Die meisten Kunden könnten aber von stabilen Prämien ausgehen, sagt Andreas Koller.