Noch immer sind die Flammen im Grossraum Los Angeles nicht unter Kontrolle. Es sind schon rund 10'000 Häuser niedergebrannt. Ganze Quartiere wurden zerstört. Mindestens elf Menschen sind gestorben.
Die nachlassenden Winde erleichtern zwar die Löscharbeiten. Doch es ändert nichts daran: «Es sind die schlimmsten Brände in der Geschichte Kaliforniens», sagt US-Präsident Joe Biden.
Schäden bis 140 Milliarden Franken
Die Feuer verursachen Milliardenschäden. Die gesamten volkswirtschaftlichen Schäden könnten Schätzungen zufolge bis zu 140 Milliarden Franken betragen liegen, wie der US-Wetterdienst Accuweather schätzt.
Der Preis einer Immobilie im betroffenen Gebiet von Pacific Palisades liegt im Schnitt bei über drei Millionen Dollar. «Das erklärt, weshalb der Versicherungsschaden dort besonders hoch ist», sagt Jens Korte, US-Börsen-Korrespondent für SRF.
Doch die Versicherungsbranche wird nur für einen Bruchteil der Zerstörungen aufkommen, sehen Experten voraus. Die Ratingagentur Moody's schätzt die versicherten Schäden ähnlich hoch wie bei den Bränden in Nordkalifornien im Jahr 2017.
Das wären umgerechnet etwa 15 Milliarden Schweizer Franken. Die US-Bank J.P. Morgan kommt in einer Schätzung sogar auf 18 Milliarden Franken.
Alles zu verlieren, ist für viele sehr real.
Schauspieler Mark Wahlberg, zurzeit an Dreharbeiten in Hollywood, bringt das Problem auf den Punkt: «Viele Menschen haben keine Brandschutzversicherung mehr. Alles zu verlieren, ist deshalb für viele sehr real.»
Versicherer zogen sich aus Kalifornien zurück
Viele Häuser in den betroffenen Gebieten sind tatsächlich nicht versichert. Die Gründe dafür: Erstens sind Versicherungen nicht obligatorisch. Zudem haben sich viele Versicherer aus Kalifornien zurückgezogen und viele haben weniger neue Gebäudeversicherungen abgeschlossen. Dies, weil die Katastrophenrisiken massiv angestiegen sind. Vor allem Waldbrände haben in Kalifornien in den vergangenen Jahren riesige Versicherungsschäden verursacht.
State Farm, der grösste US-Gebäudeversicherer in Kalifornien mit zehn Prozent Marktanteil, habe die Gebäudeversicherungen von 70'000 Eigenheimen nicht verlängert, sagt Simon Fössmeier, Versicherungs-Analyst der Bank Vontobel. «Die Risiken waren für den Versicherer in Kalifornien wegen der vielen Feuer zu gross.»
Die Kündigungen von Policen sind ein massives Problem für viele Hausbesitzer in den USA.
Private Versicherungsgesellschaften weigern sich auch in anderen Teilen der USA, Policen anzubieten, sagt Jens Korte. So etwa in Florida wegen der regelmässigen Hurrikane und Überschwemmungen. Teils würden Policen auch gekündigt. «Das ist ein massives Problem für viele Hausbesitzer in den USA», sagt Korte.
Schäden für Versicherer verkraftbar
Ein weiterer Punkt: Der Abschluss einer Gebäudeversicherung in den USA sei auch eine Mentalitätsfrage - aber vor allem eine Frage des Preises. Die weniger Vermögenden verzichten deshalb eher darauf, sagt Versicherungsanalyst Fössmeier.
Betroffene Erst- und Rückversicherer dürften die Belastungen deshalb gut verkraften, schätzt Fössmeier. Zu diesem Schluss kommt auch die US-Kreditratingagentur S&P. Sie schreibt jedoch, die Situation könne sich verschärfen, wenn sich 2025 zu einem Jahr mit hohen Katastrophenschäden entwickle.