Die meisten jungen Leute können gut mit Geld umgehen. Doch für manche werden die Finanzen zum Problem. Das kann weitreichende Folgen haben: Wer sich in jungen Jahren verschuldet, trägt lange Zeit an dieser Last und schafft es unter Umständen nicht, den Schuldenberg allein wieder abzutragen.
Zur Verschuldung der Schweizer Jugendlichen gibt es kaum gesicherten Zahlen. Die Schuldenberatung des Kantons Zürich schätzt auf Anfrage, dass die unter 25-Jährigen um die 5 Prozent ihrer persönlichen Beratungen ausmachen. Studien zeigen, dass zwischen 18 und 25 das Risiko am höchsten ist, sich zu verschulden.
Lehrplan 21 legt mehr Wert auf Finanzkompetenz
Andere Studien kommen zum Schluss, das Finanzwissen von Jugendlichen sei oft ungenügend. Hier will das digitale Lehrmittel «FinanceMission World» ansetzen und 12- bis 16-jährigen Schülerinnen und Schülern auf spielerischem Weg Finanzkompetenz vermitteln.
In einer virtuellen Reise durch eine Stadt werden den Jugendlichen Aufgaben gestellt, die sich nur mit Finanzwissen lösen lassen. Es geht Themen wie Arbeit, Lohn, Budgetplanung oder Schulden – Themen, die alle zum Lehrplan 21 gehören. Mit ihm wurde das Fach «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt» eingeführt und der Finanzkompetenz mehr Gewicht gegeben.
Umstrittenes Engagement der Banken
«FinanceMission» setzt auf Gamification und versucht, Finanzwissen auf spielerische Art zu vermitteln. Zum Projektteam gehörten nicht nur Lehrpersonen, sondern auch Game-Entwicklerinnen und Computerspezialisten. Hinter «FinanceMission» steht ein Verein gleichen Namens: ein Zusammenschluss der Lehrerdachverbände der Deutsch- und der Westschweiz sowie dem Verband der Schweizerischen Kantonalbanken.
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Die Banken sollen sich ihr Engagement einen hohen einstelligen Millionenbetrag haben kosten lassen. Doch ihre Mitarbeit bei einem öffentlichen Lehrmittel kommt nicht überall gut an. Kritische Stimmen befürchten, die Banken würden so Einfluss auf den Unterricht nehmen. Im Fall von «FinanceMission» sei das aber nicht der Fall, beteuern alle Beteiligten. Es gebe keine Werbung, auch die Daten der Schülerinnen und Schüler seien sicher.
Zweifel an der Wirksamkeit der finanziellen Bildung
Doch auch jenseits solcher Bedenken gibt es Zweifel an der Wirksamkeit eines solchen Lehrmittels. Denn die Wissenschaft sieht keinen direkten Zusammenhang zwischen der «Financial Literacy» junger Menschen und der Gefahr, sich zu verschulden. So stellt etwa eine Studie der Hochschule Luzern fest, finanzielle Bildung allein sei kein hinreichender Wirkfaktor in der Schuldenprävention.
Weit wichtiger sei es, dass Eltern ihren Kindern die richtigen Normen und Werte in Bezug auf Geld und Konsum weitergäben und diese in gemeinsamen Gesprächen auch regelmässig thematisierten. Auf individualpsychologischer Ebene gilt ausserdem die Stärkung des Selbstvertrauens, der Fähigkeit zum Belohnungsaufschub und der Selbstkontrolle bei Jugendlichen als wichtige Schutzfaktoren.
Das heisst allerdings nicht, dass Lehrmittel wie «FinanceMission» keinen Zweck hätten. Denn nicht nur das Elternhaus, auch die finanzielle Bildung kann das Verhältnis zu Geld und Konsum positiv beeinflussen. Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen, dass das gerade bei jungen Leuten wichtig ist. Denn die Zustimmung auf die Aussage «Manchmal möchte ich etwas unbedingt haben und kaufe es, auch wenn ich es mir eigentlich nicht leisten kann» ist bei den unter 25-Jährigen fast doppelt so hoch wie bei den Altersgruppen darüber.