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Interview mit Finnlands Aussenministerin Elina Valtonen am WEF
Aus 10 vor 10 vom 15.01.2024.
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Finnische Aussenministerin «Wir fürchten keinen russischen Angriff»

Ein halbes Jahr nach Finnlands Nato-Beitritt haben die Spannungen mit Russland zugenommen. Die finnische Aussenministerin Elina Valtonen erklärt, was sie dagegen tut.

Elina Valtonen

Aussenministerin Finnland

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Die studierte Ökonomin und ehemalige Bankerin ist seit dem 20. Juni 2023 Aussenministerin Finnlands. Die 42-Jährige gehört der Nationalen Sammlungspartei an. Valtonen zog als Kind mit den Eltern nach Bonn und spricht fliessend Deutsch.

SRF News: Russland kündigte kürzlich an, seine Truppenpräsenz jenseits der finnischen Grenze zu verstärken. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Elina Valtonen: Wir fürchten keinen russischen Angriff. Finnland setzt seit jeher auf eine starke nationale Verteidigung. Mittlerweile sind wir Nato-Mitglied. Als solches wollen wir mit Schweden für eine sicherere Lage in Europa sorgen.

Wir gehen nicht davon aus, dass eine direkte militärische Bedrohung von Russland auf Finnland ausgeht.

Schweden warnte die Bevölkerung aktiv vor einem möglichen Krieg. Wie sieht es in Finnland aus?

Die finnische Bevölkerung muss man traditionell nicht vor Krieg warnen. Wir wurden während des Zweiten Weltkrieges von der Sowjetunion angegriffen und konnten uns aus eigenen Kräften verteidigen, obwohl wir ein kleines Land sind. Seither ist die Bedrohung immer da gewesen. Wir haben sie ernst genommen. Wir haben versucht, mit Russland auf verschiedene Weise zu kooperieren, wie unsere westlichen Partner auch. Wir gehen nicht davon aus, dass eine direkte militärische Bedrohung von Russland auf Finnland ausgeht. Aber man muss darauf vorbereitet sein. Und wir arbeiten mit unseren Alliierten an einer glaubwürdigen Abschreckung.

Sie haben im Dezember ein Verteidigungsabkommen mit den USA abgeschlossen. Haben Sie keine Angst, dass Russland sich provoziert fühlt?

Finnland und Schweden sind nicht der Nato beigetreten, um irgendeine Bedrohung auszusprechen (Anmerkung der Redaktion: Schweden ist noch nicht offizielles Mitglied der Nato). Wir sind als kleine Länder nie in der Lage gewesen, Russland zu provozieren. Man muss verstehen, dass die Nato nicht durch Gewalt grösser wird. Das passiert nur dadurch, dass Menschen in freien demokratischen Ländern sich dafür entscheiden, weil sie mehr Sicherheit brauchen. Wir möchten auch für die europäische Sicherheit unseren Beitrag leisten.

Die Ukraine kämpft in diesem Krieg nicht nur für ihr Land, sondern für unsere Werte: Demokratie, Rechtsstaat und die Freiheit des Individuums.

Was ist konkret der Nutzen der Nato für Finnland?

Dass wir nie mehr alleine dastehen. Die Verteidigung gegen die Sowjetunion ist immer im Gedächtnis geblieben. Keiner hat gedacht, dass sich die Bedrohung von heute auf morgen auflöst. Russland kennt viele Arten, uns das Leben schwer zu machen. In den letzten Wochen hat Russland zum Beispiel Menschen aus Drittländern ohne Ausweispapiere über die Grenze nach Finnland kommen lassen. Wir mussten die Ostgrenze für absehbare Zeit schliessen. Und Cyberangriffe erleben wir seit Jahren. Unser Nato-Beitritt trägt nicht nur dazu bei, die eigene Sicherheit zu gewährleisten, sondern jene des ganzen Ostseeraums und Europas. Die Ukraine kämpft in diesem Krieg nicht nur für ihr Land, sondern für unsere Werte: Demokratie, Rechtsstaat und die Freiheit des Individuums. Nicht der Stärkste darf die Zukunft bestimmen. Wir müssen zurück zu einer Welt kommen, in der unsere Werte gelten.

Die ukrainische Gegenoffensive ist gescheitert. Hat die Ukraine keine andere Möglichkeit, als sich mit Russland an den Verhandlungstisch zu setzen?

Eine solche Entscheidung liegt bei der Ukraine. Sie verteidigt sich gegen einen grossen Gegner. Dies schon seit zwei Jahren. Wer hätte gedacht, dass die Ukraine es gegen Russland so lange aushält. Es gibt aber auch Positives in den letzten Monaten. Die Ukraine konnte etwa einen Teil des Seetransports im Schwarzen Meer sichern. Das ist wichtig und stimmt uns optimistisch.

Das Gespräch führte Sebastian Ramspeck.

10vor10, 15.01.2024, 21:50 Uhr ; 

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