- Im Reisedetailhandel kommt es zu einem Schulterschluss.
- Der Basler Dufry-Konzern spannt mit dem italienischen Raststätten-Betreiber Autogrill zusammen.
- Bereits Ende Juni hatten beide Firmen Gespräche über eine Fusion bestätigt.
Durch die Fusion entsteht ein global tätiger Konzern, der eine Plattform für den Detailhandel rund um den Reisedetailhandel bietet, wie beide Unternehmen am frühen Montagmorgen bekannt gaben. Gemeinsam werde die neue Gruppe 2.3 Milliarden Passagierinnen und Passagiere an Flughäfen in mehr als 75 Ländern bedienen können.
Sie werde über 5500 Geschäfte an 1200 Flughäfen und anderen Lokalitäten verfügen. Zusammen erziele die neu fusionierte Gesellschaft einen Umsatz von 13.6 Milliarden Franken sowie über ein operatives Ergebnis von 1.4 Milliarden Franken (basierend auf Pro-Forma-Zahlen für 2019). Der Name des neuen Konzerns ist noch nicht bekannt.
Klar ist hingegen das Ziel: Der neue Konzern will vor allem in den USA und Asien wachsen. Angestrebt wird ein Umsatz von 13 Milliarden Franken.
Edizione soll Hauptaktionärin werden
Die mit einem Anteil von 50.3 Prozent wichtigste Autogrill-Aktionärin, die Edizione-Holding der Benetton-Familie, unterstützt den Angaben zufolge das Vorhaben. Edizione werde seine gesamte Beteiligung zu einem Umtauschverhältnis von 0.158 neuen Dufry-Aktien für jede Autogrill-Aktie übertragen, so die Mitteilung.
Die Ankündigung ist keine Überraschung. Nach monatelangen Spekulationen hatten die Basler und die Mailänder Firma Ende Juni bestätigt, dass sie über einen möglichen Zusammenschluss verhandelten. Mehrere Aufsichtsbehörden müssen der Transaktion noch zustimmen. Dufry wird ihrerseits eine ausserordentliche Generalversammlung einberufen, die über die Fusion befinden wird.
Eins plus eins gleich drei
Der Zusammenschluss von Dufry und Autogrill sei mehr als nur die Summe dieser beiden Unternehmen, sagt Dufry-Chef Xavier Rossinyol am Vormittag bei einer Medienkonferenz. Konkret will der neue Konzern das Geschäft mit der Verpflegung und das Einkaufen an den Flughäfen stärker zusammenbringen. Rossinyol erklärt: In einem Laden, der Alkohol verkauft, soll es künftig auch möglich sein, diesen zu konsumieren.
Denn heute sei es so, dass viele Menschen am Flughafen gar nichts kaufen würden. «85 Prozent der Fluggäste kaufen nichts. Die restlichen 15 Prozent bleiben nur 5 bis 10 Minuten im Geschäft», so Rossinyol.
Rossinyol ist überzeugt, dass jetzt, nach den Pandemie-Massnahmen, der richtige Moment sei für einen solchen Zusammenschluss. Auch wenn er eingestehen muss, dass die Geschäfte noch besser liefen, wenn die Flughäfen aktuell nicht so überlastet wären. «Das Problem ist nicht die Nachfrage, sondern wie Flughäfen und Airlines diese bewältigen.»