Ganz am Ende der Start- und Landebahn am Flughafen Zürich steht ein langgezogenes, silbergraues Gebäude. An der Fassade reiht sich Garagentor an Garagentor. Einzelne stehen weit offen. Sattelschlepper stehen davor die be- oder entladen werden. Von hier aus fliegt die Swiss Güter und Waren in alle Welt. In der grossen Halle stapeln sich zahlreiche leere Holzpaletten.
Hier und da stehen ein paar Pakete, mit Plastikfolien zusammengebunden. Ein Gabelstapler kurvt um die Paletten; das grosse Transportfliessband ist leer.
Das habe nichts mit der Flaute im Frachtgeschäft zu tun, sondern mit der Tageszeit, sagt Christian Wyss, Leiter Qualitätssicherung bei der Frachtabteilung der Swiss. Morgens, wenn die Langstreckenflieger mit Handelswaren im Gepäckraum ankommen, wirds hektisch. «Wir haben eine Mittagsspitze zwischen 12 und 14 Uhr, wenn sehr viel rausgeht, und dann gegen Abend nochmals sehr viele, wenn die Langstreckenflüge abfliegen.»
Die Langstreckenflüge sind zentral im Cargogeschäft. Je nach Strecke, Flugzeug und Belegung können die Passagierjets mit zusätzlichen 18 bis 25 Tonnen Fracht beladen werden. Reine Luftfrachtflugzeuge hat die Swiss keine. So ist die Airline ein kleiner Player im Markt – ein Markt, der dieses Jahr einige Turbulenzen erlebt hat. Das weiss man insbesondere auch beim internationalen Dachverband der Fluggesellschaften, bei der IATA.
«Es war ein hartes Jahr für die Luftfrachtindustrie», sagt der stellvertretende Chefökonom der IATA, Andrew Matters. Das Geschäft habe gerade einen doppelten Rückschlag erlitten: «Sowohl die transportierten Volumina wie auch die Preise sind gesunken. Unter dem Strich verlor die Branche acht Prozent Umsatz.» Dazu führten verschiedene Faktoren, aber vor allem der rückläufige Welthandel. In der leeren Luftfrachthalle meint Wyss: «Wenn der Welthandel Husten hat, haben wir meistens Grippe. Das schlägt sich unmittelbar auf die Ergebnisse nieder.» Konkrete Zahlen nennt er nicht.
Er zeigt aber, wie man bei der Swiss diese Ansteckungsgefahr verringern will. Etwa mit dem heiklen Transport von Pharmaprodukten und Medikamenten.
«Das ist einerseits natürlich ein Muss, weil wir wichtige Pharmakunden aus der Schweiz haben. Aber generell ist die Schweiz als Forschungsstandort und Umschlagplatz für Pharmagüter wichtig.» Und die Swiss versucht, sich noch mit einer weiteren Spezialisierung gegen die negativen Einflüsse des Welthandels zu wehren: dem Transport von Gold, Devisen und Kreditkarten.
«Wir sind sehr gut positioniert im Wertgüterbereich», so Wyss. Dieses Geschäft läuft vor allem zwischen den grossen Finanzzentren New York, London, Zürich, Schanghai und Hongkong. «Es ist sicher eine unserer Spezialitäten, weil wir die hohen Sicherheitsstandards erfüllen.»
Mit hochspezialisierten Transporten will sich die Swiss also gegen die Kapriolen am Weltmarkt stemmen. Doch das funktioniert nur bedingt. Denn die Schweiz ist zu klein und der Flughafen Zürich ist viel mehr Drehscheibe als Zielort oder Ursprungsort von Gütern. Wyss muss also hoffen, dass der Welthandel bald wieder Fahrt aufnimmt.