Videokonferenzen waren für international tätige Geschäftsleute keine Lösung. Nichts könne den persönlichen Kontakt ersetzen, hiess es. Aus nicht ganz uneigennützigen Gründen: Denn Geschäftsreisen in die Metropolen der Welt verschaffen den Entsandten Ansehen, teure Essen, luxuriöse Übernachtungen – und komfortable Business-Class-Flüge. Verschwinden werden Geschäftsreisen nur schon deshalb nicht.
Ein Teil der Business-Flüge fällt für immer weg
Dennoch sind sich Fachleute einig: Das Geschäft mit den Geschäftsreisen wird sehr lange nicht – oder gar nie mehr – sein, wie es war. Corona hat den Austausch unter Geschäftsleuten so weitgehend digitalisiert, wie es nur wenige für möglich gehalten hätten.
Dabei sind die Nachteile der althergebrachten – physischen – Geschäftstreffen in aller Welt offensichtlich: Längere Vorlaufzeit, grösserer Arbeitszeitaufwand, hohe Kosten für Business-Flüge und Übernachtungen, durch Jetlag gestresste und übermüdete Managerinnen und Manager – von beträchtlichen Umweltkosten ganz zu schweigen.
Druck auf Reisebudgets
Kein Wunder haben vor allem die Finanz- und Controllingabteilungen der Konzerne die Vorteile der virtuellen Videotreffen schätzen gelernt. Den Budgetposten «Travel and Entertainment» – für «Reisen und Unterhaltung», wie er ganz unverblümt heisst – werden sie nicht mehr auf Vor-Pandemie-Niveau aufstocken wollen. Ein Teil der Geschäftsflüge wird dauerhaft durch Videokonferenzen ersetzt werden.
Wenn in den Swiss-Flugzeugen mit ihren grossen und lukrativen Business-Class-Abteilen Sitze leer bleiben, lässt sich ein Flug nicht mehr rentabel betreiben. Eine Reduktion der Frequenzen oder gar das Streichen ganzer Destinationen sind die unausweichlichen Folgen. Die Stilllegung von fünf Langstreckenflugzeugen und zehn Maschinen auf der Kurz- und Mittelstrecke scheint nachvollziehbar.
Milliardenspritze des Bundes kann Abbau nicht verhindern
Dass Swiss nicht mehr länger auf Kurzarbeit setzen will, ist für hunderte ihrer Angestellten ein Schock. Weil auch eine allfällige vollständige Erholung des Ferienverkehrs die fehlenden Business-Einnahmen nicht wettmachen kann, ist der Schritt wohl ein folgerichtiger. Kurzarbeit hilft bei vorübergehenden Einbrüchen, nicht bei dauerhaften.
Aus Sicht des Bundes bleibt unter dem Strich viel Negatives: Die mehr als ein Jahr lang an Swiss ausgerichteten Kurzarbeitsentschädigungen haben die Arbeitsplätze letztlich nicht über die Krise hinweg retten können. Und die Anbindung der Schweiz an den weltweiten Luftverkehr wird sich trotz der Milliardenspritze verschlechtern. Die Bedingung, die Flüge aus der Schweiz nicht stärker zurückzufahren als jene aus Frankfurt, München oder Wien, will die Lufthansa-Gruppe nämlich einhalten.