Darum geht es: Seit 20 Jahren untersucht der Schillingreport die Frauenquote in den Führungsetagen der 100 grössten Schweizer Arbeitgeber. Das Fazit der diesjährigen Auswertung: Die Spitzengremien werden diverser, wenn auch nur langsam. Die Frauenquote in den Geschäftsleitungen stieg von vier Prozent im Jahr 2006 auf aktuell 22 Prozent. Etwas besser sieht es in den Verwaltungsräten aus. Dort stieg der Frauenanteil von zehn Prozent im Jahr 2010 auf aktuell 33 Prozent. Die seit 2021 geltenden aktienrechtlichen Geschlechterrichtwerte werden damit im Durchschnitt erfüllt.
Zaghafter Fortschritt: Noch im Jahr 2020 lag der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen bei zehn Prozent. In den letzten fünf Jahren hat sich dieser Anteil also verdoppelt. Zur Tatsache, dass es nur langsame Fortschritte gibt, sagt Guido Schilling, Herausgeber des gleichnamigen Reports: «Bereits 2010 sprach ich vom Generationenprojekt einer ausgewogenen Geschlechterdurchmischung in der Geschäftsleitung.» Die Dynamik dieses Generationenprojekts ist zuletzt sogar abgeflacht. Der Frauenanteil bei neuen Geschäftsleitungsmitgliedern stagniert, bei neuen Verwaltungsräten ist er sogar rückläufig.
Der Nachwuchs steht bereit: Damit Unternehmen Spitzenpositionen zukünftig mit Frauen besetzen können, braucht es genügend weiblichen Nachwuchs im mittleren Kader. Laut Schillingreport stieg dort der Frauenanteil in den letzten zehn Jahren von 22 auf 28 Prozent. Diese neudeutsch bezeichnete «Gender-Diversity-Pipeline» sei der Schlüssel zu einer ausgewogenen Geschlechterdurchmischung in der Geschäftsleitung und auf allen Führungsebenen, erklärt Schilling.
Die Vorreiter: Besonders gut durchmischt sind die öffentlichen Verwaltungen. Dort liegt der Frauenanteil im Topkader bei 26 Prozent. In der Bundesverwaltung liegt er sogar bei 42 Prozent. Auch die Unternehmen, die im Schweizer Börsen-Leitindex SMI gelistet sind, weisen einen überdurchschnittlich hohen Frauenanteil in der Geschäftsleitung auf. Aktuell liegt er bei 28 Prozent. Zum Vergleich: Die Quote im deutschen Börsenindex DAX liegt bei 25 Prozent.
Wir gehören in der Schweiz leider nach wie vor zu den Schlusslichtern
Der internationale Vergleich: Trotzdem fällt die Schweiz zurück, wenn man auf das europäische Umland blickt. Schilling erklärt: «Wir sind auf gutem Weg. Dennoch, im Vergleich mit EU-Ländern, bei denen Frankreich bereits 48 Prozent, Italien 45 Prozent und Norwegen sowie Grossbritannien je 44 Prozent Frauen im Verwaltungsrat verzeichnen, gehören wir in der Schweiz leider nach wie vor zu den Schlusslichtern». Auch Länder ohne gesetzlich vorgeschriebene Quoten wie Dänemark oder Finnland schneiden besser ab als die Schweiz. Schilling rechnet trotzdem damit, dass die Schweiz aufholt – und bis 2035 einen Frauenanteil in Führungsetagen von 40 Prozent erreichen könnte.