Zürich-Oerlikon, Montagabend: Mehrere hundert junge Leute treffen sich zur sogenannten FuckUp-Night. An der Veranstaltung erzählen Geschäftsmänner und -frauen ihre Geschichten. Das Publikum hört aufmerksam zu und lernt. Solche Anlässe gibt es mittlerweile viele in der Schweiz – und sie ziehen Jungunternehmer an.
Diese Freiheit will ich mir nicht nehmen lassen.
Die einen tauchen in kurzen Hosen, T-Shirt und Baseball-Kappe auf, die anderen in Lackschuhen und im Anzug. Was treibt sie an? «Die Freiheit zu haben, seine Ideen und Konzepte in die Welt zu setzen – das will ich mir nicht nehmen lassen», sagt Ralph.
Seine Geschäftsidee allerdings will er nicht verraten. Man spürt es an diesem Abend in Oerlikon: Angst vor dem Scheitern hat hier niemand. Scheitern gehöre zum Leben – und wer scheitert, steht auf und macht weiter. So lautet das Credo.
Scheitern ist schon fast Pflicht
Die Jungunternehmer heissen Igor, Elvira, Mohammed oder Caroline. Sie bieten Lösungen für Informatik-Probleme an, wollen mit einer App mehr Transparenz in den Nachhaltigkeits-Dschungel bringen oder schreiben ganz klassisch Kinderbücher. Gemein ist ihnen, dass sie sich vom Sillicon-Valley-Fieber haben anstecken lassen.
Dort, in Kalifornien, gilt das Scheitern fast schon als Pflicht. Nur wer mindestens ein Start-up-Unternehmen versenkt hat, trägt den wahren Unternehmergeist in sich, heisst es dort.
Auch in der Schweiz verbreite sich diese Haltung vor allem unter jungen Leuten immer stärker. «Bei den Jungunternehmern ist ein extremes Umdenken im Gang», sagt einer von ihnen. «Man versucht mit neuen Ideen schneller auf dem Markt zu gehen», sagt ein anderer.
Einfach eine Firma gründen
Über die Rahmenbedingungen in der Schweiz gehen die Meinungen allerdings auseinander. Die einen finden, es sei einfach, qualifziertes Personal und Geldgeber zu finden. Einfach sei es auch, ein Unternehmen zu gründen.
Man versucht jetzt auch in der Schweiz mit neuen Ideen schneller auf dem Markt zu gehen.
Andere jedoch sind überzeugt, dass sich noch einiges ändern müsse: «In London eine GmbH oder eine AG zu gründen ist viel günstiger», sagt einer der Jungunternehmer. Zudem sei es für ETH-Absolventen aus dem Ausland ein Problem, nach dem Studium eine Aufenthaltsbewilligung zu erhalten – falls sie nicht bereits eine Firma in der Schweiz gegründet haben oder umgehend eine Anstellung finden.
Schweiz kann durchaus mithalten
Allzu schlecht scheint das Umfeld in der Schweiz für Start-ups allerdings nicht zu sein: Ein Bericht des Bundesrates aus dem Jahr 2013 kommt zum Schluss, dass hierzulande im internationalen Vergleich mit die besten Rahmenbedingungen für Jungunternehmer vorherrschten. Entsprechend viele Start-ups pro Kopf gibt es in der Schweiz.
Und: Die Chance, die ersten sieben Jahre zu überstehen, liegt für Jungunternehmen in der Schweiz statistisch gesehen bei 60 Prozent. Auch das ein Spitzenwert im internationalen Vergleich.