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Führungsmodell ohne CEO Verantwortung verteilt auf drei Schultern

  • Der Naturkosmetikhersteller Weleda hat seine betrieblichen Hierarchien abgebaut. Noch vor einem Jahr stockte das Unternehmen die Führung auf drei Chefs auf.
  • Die drei gleichberechtigten Geschäftsleiter sind von den neuen Strukturen überzeugt.
  • 2012 stand das Unternehmen vor dem Abgrund. Nun schreibt es wieder schwarze Zahlen.

Naturkosmetik erlebt einen Aufschwung. Auch die nach anthroposophischer Lehre produzierende Weleda in Arlesheim (BL) will weiterwachsen. Ihr Erfolgsrezept ist ein neues Führungsmodell. Damit wurden Hierarchien abgebaut und Entscheidungsfreiheiten eingeführt. Einen CEO gibt es nicht mehr.

Moment des Aufbruchs

«Man kann sich bei einem CEO gut hinter seinem starken Rücken verstecken. Das ist jetzt nicht mehr so», sagt Aldo Ammendola, einer der drei neuen Geschäftsleiter. Er empfindet die ausgebaute Verantwortung als Erleichterung, weil damit die Belastung nun auf drei Schultern verteilt wird. Auch Andreas Sommer, der Zweite im Bunde, sagt: «Ich ticke unternehmerisch und habe Freude daran. In der Organisation empfinde ich einen Moment des Aufbruchs.»

Regal mit Fläschchen.
Legende: Weleda produziert pflanzliche Kosmetika und homöopathische Heilmittel. Keystone

Die drei Geschäftsleiter an der abgeflachten Unternehmensspitze tauschen sich täglich via Skype oder per E-Mail aus. Eine kollegiale Führung bedeute auch, mehr Verantwortung zu übernehmen, und nicht weniger.

In Teams beschliessen sogenannte Entscheidungsboards in gewissen Fragen selbst. Beispielsweise, wie das Produktesortiment aussehen soll.

Es dauert noch mindestens vier Jahre, bis sich die neuen Strukturen im Unternehmen festgesetzt haben.
Autor: Michael Brenner Mitglied Geschäftsleitung Weleda

Dass diese neuen Prozesse nicht von heute auf morgen etabliert sind, ist für Michael Brenner klar: «Wir wissen, dass es noch mindestens vier Jahre dauert, bis sich das im Unternehmen festgesetzt hat».

Ein Führungsmodell für alle?

Nicht alle «hohen Tiere» wollen absteigen und Verantwortung übertragen, sagt Matthias Mölleney, Leiter des Zentrums für Personalmanagement an der Hochschule für Wirtschaft Zürich.

Dass sich Chefs weigern, diesen neuen Weg zu gehen, ist wahrscheinlich.
Autor: Matthias Mölleney Hochschule für Wirtschaft Zürich

Die Rollenveränderung sei bei Führungskräften um einiges markanter als bei den Mitarbeitern. «Dass sich Chefs weigern, diesen Weg zu gehen, ist wahrscheinlich». Und daran scheiterten oft solche Führungsmodelle.

Die Chefs von Weleda wurden vom Pessimismus noch nicht eingeholt: Bei geteilter Verantwortung steige die Identifikation mit dem Unternehmen. Ob das Modell Weleda auch längerfristig überzeugt, wird sich an den zukünftigen Geschäftszahlen zeigen.

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