- Die Schweizerische Nationalbank (SNB) tastet die Zinsen nicht an und führt damit ihre sehr expansive Geldpolitik fort.
- Den heissgelaufenen Hypothekar- und Immobilienmarkt behalten die Währungshüter im Auge – unternehmen aber noch nichts.
- Der Leitzins und der Zins auf Sichteinlagen bei der Notenbank bleiben damit bei -0.75 Prozent, wie diese im Rahmen der geldpolitischen Lagebeurteilung mitteilte.
Die SNB betonte ausserdem ihre Absicht, bei Bedarf weiterhin am Devisenmarkt zu intervenieren. Denn sie sieht den Franken als nach wie vor «hoch bewertet» an. Die SNB hatte 2020 für fast 110 Milliarden Franken Fremdwährungen gekauft. Der «Nullentscheid» kommt nicht überraschend – viele Volkswirte hatten im Vorfeld unveränderte Zinsen prognostiziert.
Immobilienmarkt im Blick
Einzig bei der Beurteilung des Immobilienmarktes hatte man zum Teil eine Verschärfung erwartet. Doch die SNB verzichtet darauf, den Bundesrat aufzufordern, den antizyklischen Kapitalpuffer wieder zu aktivieren. SNB-Chef Thomas Jordan und sein Team bleiben beim üblichen «Wording»: Man prüfe regelmässig, ob der Puffer reaktiviert werden müsse.
Ist der Kapitalpuffer aktiviert, sind die Banken verpflichtet, ihr Eigenkapital aufzustocken, wenn sich Fehlentwicklungen am Kreditmarkt aufbauen. Die SNB stellt indes erneut fest, dass die Hypothekarkredite und Wohnliegenschaftspreise in den letzten Quartalen stark angestiegen sind. Insgesamt habe die Verwundbarkeit des Markts weiter zugenommen.
Wirtschaft erholt sich
Für die Weltwirtschaft zeichnet die SNB ein relativ optimistisches Bild. Unter der Annahme, dass dank der Impffortschritte keine starken Eindämmungsmassnahmen mehr erforderlich sein werden, sollte sich die aktuell solide Wachstumsdynamik in den kommenden Quartalen fortsetzen. Das Szenario unterliege jedoch grosser Unsicherheit, mahnen die Währungshüter.
Sie rechnen auch mit einer deutlichen Erholung der Schweizer Wirtschaft. Sie erwarten für das laufende Jahr einen Anstieg des Bruttoinlandproduktes (BIP) um «rund 3 Prozent». Das BIP dürfte in der zweiten Jahreshälfte sein Vorkrisenniveau erreichen. Im Juni war die SNB noch von einem höheren Wachstum von «rund 3.5 Prozent» ausgegangen.
Inflation und Zinsen bleiben tief
Die Abwärtsrevision sei vor allem auf konsumnahe Branchen wie den Handel und das Gastgewerbe zurückzuführen. Dort sei die Entwicklung weniger dynamisch als erwartet ausgefallen. Die neue bedingte Inflationsprognose der SNB ist dafür eine Spur höher als zuletzt.
Für 2021 geht die SNB neu von einer Inflation von 0.5 Prozent aus (alt: 0.4). Für 2022 werden nun 0.7 Prozent (alt: +0.6 Prozent) vorhergesagt und für 2023 unverändert +0.6 Prozent. Die Hauptgründe dafür seien erneut die höheren Preise für Erdölprodukte und Waren, die von Lieferengpässen betroffen sind. Damit bleiben die Zinsen in der Schweiz und die Inflation im internationalen Vergleich weiterhin tief.
US-Notenbank-Chef Jerome Powell etwa, der sich am Vorabend geäussert hatte, sieht sich mit ganz anderen Zahlen konfrontiert: Zuletzt stieg die Inflation in den Vereinigten Staaten auf 5.3 Prozent. Auch in Deutschland ist die Teuerung im August auf 3.9 Prozent geklettert.