Master of Art in International Trading, Commodity Fincance & Shipping: So lautet der etwas längliche Titel des Rohstoffhandel-Lehrgangs, den die Universität Genf seit 2008 anbietet. Die Professorin begrüsst ihre knapp 30 Studenten. Dann geht es um zwingende Haftungsregeln für internationale Schiffstransporte.
Das Thema ist etwas trocken. Was interessiert diese jungen Leute in Shorts und Turnschuhen an diesem Studium? «Die gute Verbindung zwischen Theorie und Praxis», sagt eine griechische Studentin, die ihren Namen nicht nennen will. Theorie lernen sie an der Uni, die Praxis in einer der 500 Handelsfirmen in Genf. Denn um zugelassen zu werden, muss man bereits im Business arbeiten.
Geheimhaltung als oberste Tugend
Doch warum will man eigentlich Trader werden? Um viel Geld zu verdienen? Das sei einer von vielen Gründen, doch nicht der wichtigste, so der Tenor. Im Vordergrund steht für einen anderen Studenten das Reisen. Auch er will anonym bleiben. Anonymität ist ein Markenzeichen der Branche. Kaum ein Unternehmen veröffentlicht Zahlen, kaum ein Trader spricht mit den Medien. Warum diese Verschlossenheit?
Ein Trader sei kein Waschmittelverkäufer, der sein Produkt einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen müsse. Ein Trader habe kein Interesse daran, dass man von ihm spreche, antwortet der gut 20-Jährige. Zumal man meist schlecht von ihnen spreche.
Der Vorwurf: Die enormen Margen werden auf Kosten der Umwelt und durch schlechte Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern erzeugt. Die Studentin aus Griechenland versteht die Kritik. Genau deshalb mache ihr Studium auch Sinn.
«Ziel eines Traders ist Geld verdienen»
Denn neben Trading-Kursen hätten sie auch Vorlesungen über unternehmerische Sozialverantwortung und Gastreferenten von Nichtregierungsorganisationen wie etwa der Erklärung von Bern. Was hat sie davon mitgenommen? Das sei schon etwas länger her, sagt sie. Auf die Schnelle weiss die Studentin das nicht mehr.
Ohnehin, sagt ihr Kollege, sei das Ziel eines Traders nicht die Verbesserung der Lebenssituation in Drittweltländern. Das Ziel sei schlicht, Geld zu verdienen.