- Die Aktien der Credit Suisse kennen seit langem nur eine Richtung: abwärts.
- Jüngste Spekulationen über eine anstehende milliardenschwere Kapitalerhöhung lassen die Papiere der Schweizer Grossbank massiv weiter an Boden verlieren.
- Anleger fürchten damit eine signifikante Wertminderung ihrer Anteile.
Die Credit Suisse schliesst am Freitag um 12.4 Prozent im Minus auf 4.07 Franken. Kurz zuvor hatten sie bereits ein neues Allzeittief bei 4.04 Franken markiert. Am Vortag war der Aktienkurs bereits um 5.5 Prozent gefallen. Der Titel hat sich zum aktuellen Stand seit Anfang Jahr mehr als halbiert.
Zeitgleich verlieren die Aktien der Konkurrentin UBS 4.07 Prozent (auf 14.63 Franken) und der Gesamtmarkt (SMI) tendiert mit -1.41 Prozent ebenfalls tiefer.
Kapitalerhöhung geplant?
Die Nachrichtenagentur Reuters hatte am Vorabend unter Berufung auf Insider berichtet, dass die skandalgeplagte Credit Suisse mit Grossinvestoren Gespräche über eine milliardenschwere Kapitalerhöhung führt. Die Bank habe bereits vor einigen Wochen damit begonnen, bedeutende Anleger auf eine solche einzustimmen, hiess es.
Bezüglich der Marktgerüchte verwies die CS gegenüber der AWP wie immer in den vergangenen Wochen auf ihre im Juli angekündigte «umfassende Strategieüberprüfung», über deren Fortschritt Ende Oktober zusammen mit den Drittquartalszahlen kommuniziert werde. «Es wäre verfrüht, sich vor diesem Zeitpunkt zu möglichen Ergebnissen zu äussern», so eine Sprecherin.
Verwässerung der Anteile
Im Rahmen der Strategieüberprüfung hatte das CS-Management auch angekündigt, im Investment Banking «Optionen» für das Geschäft mit verbrieften Krediten (Securitized Products) zu prüfen. Vom Markt werde der Wert dieses Bereichs auf bis zu 2.5 Milliarden US-Dollar geschätzt, schreibt die ZKB in einem Kommentar.
Mit dem potenziellen Verkauf und dem Abbau von Risiken in der Bilanz fehlten aber bis zu vier Milliarden für die anstehende Restrukturierung, die Wachstumspläne in der Vermögensverwaltung sowie für die Äufnung von Eigenkapital. Das würde bei einer Marktkapitalisierung von rund zwölf Milliarden eine signifikante Verwässerung für die bestehenden Aktionäre bedeuten.
Gerüchteküche brodelt
Seit die CS zusammen mit dem Austausch des CEO ihr Strategie-Update angekündigt hatte, brodelt die Gerüchteküche. Die verschiedensten Gerüchte über Strategieänderungen – unter anderem eine mögliche Wiederbenennung der US-Investmentbank in «First Boston» oder ein grosser Stellenabbau – sind ins Spiel gebracht worden.
Am Vortag hatte die «Financial Times» auch über eine Zerschlagung der Investmentbank spekuliert, um eben eine Kapitalerhöhung zu verhindern. Dem Medienbericht zufolge werde derzeit geprüft, die Investmentbank in drei Teile aufzuteilen: das Beratungsgeschäft, das zu einem späteren Zeitpunkt ausgegliedert werden könnte, eine später abzuwickelnde «Bad Bank» für risikoreiche Vermögenswerte und das verbleibende Geschäft.
CS braucht positive Neuigkeiten
Der Verkauf einer Beteiligung des Bereichs «Securitized Products» könnte andere Kapitalmassnahmen begrenzen, daher sehe er das positiv, schreibt ein UBS-Analyst. Es seien in naher Zukunft grosse Ankündigungen zu erwarten, das sei ebenfalls potenziell positiv.
Am Markt sind die Erwartungen mittlerweile entsprechend hoch. Das Management müsste jetzt bis Ende Oktober definitiv mit positiven Neuigkeiten aufwarten, damit sich der Aktienkurs stabilisiert.