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Grundsatzentscheid bei Meta Ende der Faktenprüfer: Der Schwächere gibt auf

Mark Zuckerberg mag es einfach. Schwarzer Pulli, ein Holztisch, eine Kamera. Dazu simple, aber markige Worte. Im Instagram-Post geht es um Zensur, Vertrauensverlust, Mainstream-Medien, Gender und Migration. Worte, die einem mittlerweile bekannt vorkommen.

Zuckerberg: Faktenchecker sind nicht neutral

Mark Zuckerberg, Besitzer von Facebook, Instagram und Whatsapp kündigt einen Kurswechsel an. Man wolle weg von einem Netzwerk von Faktenprüfern, das man seit 2016 weltweit aufgebaut hat. Mit renommierten Organisationen, der Deutschen Presse-Agentur DPA etwa, dem französischen Pendant, der AFP oder der amerikanischen Associated Press, AP. Weg von dem, was Zuckerberg «Legacy Media» nennt, den traditionellen, den alten, oder veralteten Medien – je nachdem, welche Übersetzung man wählt. Die Faktenchecker seien nicht neutral und hätten das Vertrauen in die Plattformen untergraben. Worte, die einem mittlerweile bekannt vorkommen.

2021 flog Ex-Präsident Donald Trump nach langem öffentlichem Hickhack temporär von der Plattform. Gedemütigt von einer Expertenkommission, erniedrigt von Faktencheckern. Öffentlich blossgestellt als Fakenews-Schleuder und Hetzer. Seither beschimpfte er Facebook. Spricht von Zensur. Von Mainstream-Medien. Davon, dass die Plattform Konservative benachteilige und verbanne.

Vertrauensperson von Trump im Machtzentrum von Facebook

Künftig will Zuckerberg auf seine Community setzen. Die Nutzerinnen und Nutzer sollen entscheiden, was wahr und was Fakenews sei. Eine Massnahme, die einem bekannt vorkommt: von «X». Elon Musk setzte nach der Übernahme der Social-Media-Plattform radikale Sparmassnahmen um und entliess einen Grossteil des Personals auf perfide Art. Über Nacht wurde ein Teil der Login-Daten der Mitarbeitenden ungültig. Wer sich am nächsten Morgen nicht mehr an seinem PC anmelden konnte, wusste: Ich bin raus. Seither verwalten die Nutzenden die Plattform grösstenteils selbst. Markieren Posts mit Anmerkungen. Tolerieren immer wieder Pornografie, Gewalt, Hass.

Zuckerbergs Ankündigung erfolgt wenige Tage vor dem Machtwechsel im Weissen Haus. Gleichzeitig kommt es zu einem Personalwechsel im Verwaltungsrat von Meta. Mit Dana White rückt eine enge Vertrauensperson von Donald Trump ins Machtzentrum von Facebook auf. Dass White aus dem Kampfsport-Business stammt und Zuckerberg schon lange eine auffällige Faszination für die Szene hegt, mag wie ein Detail erscheinen, hat aber seine Bedeutung. Genauso wie das Gerücht, dass es zu einem Kampf zwischen Elon Musk und Mark Zuckerberg kommen könnte. Weil Zuckerberg angeblich eine Konkurrenz zu X aufbauen wollte.

Der Kampf kam nie zustande. Und wurde heute trotzdem entschieden. Gewonnen hat Elon Musk. Und hinter ihm: Donald Trump.

Salvador Atasoy

Medienredaktor

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Salvador Atasoy arbeitet seit 2013 als Moderator und Redaktor für SRF 4 News und die SRF Medienredaktion – er verantwortet zudem den SRF Medientalk. Der Soziologe promovierte mit einer Arbeit zu journalistischer Qualität und war zuvor unter anderem für das ZDF, die «Sonntagszeitung» oder die «FAZ» tätig.

Echo der Zeit, 7.1.2024, 18:00 Uhr

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