Seit Anfang Juli ist Gary Nagle Chef von Glencore mit Sitz in Baar (ZG). Er trat in grosse Fussstapfen, hat sein Vorgänger Ivan Glasenberg doch den Rohstoffkonzern fast 20 Jahre lang geprägt, geformt und gross gemacht. Nagle kann anlässlich seines ersten Auftritts vor den Medien ein gutes Halbjahresergebnis präsentieren: Die Milliardenverluste des Vorjahres sind ausgestanden, Glencore schreibt wieder schwarze Zahlen. Dies dank der Konjunktur, die weltweit angezogen hat und die Nachfrage nach Rohstoffen steigen liess – und mit der Nachfrage stiegen auch die Preise. Beides ist gut fürs Geschäft.
Nichts «reparieren», aber «sanieren» sehr wohl
Gary Nagle erklärte an einer Telefonkonferenz, dass keine grossen Veränderungen anstünden: «Ich muss nichts reparieren, was nicht kaputt ist.» Das ist aber wohl nur die Hälfte der Wahrheit. Ein Gerichtsfall in New York rund um einen ehemaligen Glencore-Manager wegen Korruption kratzt am Image des Konzerns.
Der 46-jährige Südafrikaner muss den jüngst überarbeiteten Verhaltenskodex nun mit Nachdruck intern durchsetzen. Auch muss er einen Weg aus dem Kohlegeschäft finden: Das ist zwar derzeit noch sehr lukrativ, torpediert aber das Erreichen der gesteckten CO2-Ziele. Nagle soll Glencore als Produzent der wichtigen Rohstoffe für moderne Technologien positionieren.
Transparenz und Imageverbesserung als nächste Ziele
Gary Nagle wird wegen seiner Herkunft und Ausbildung gern als «Mini-Ivan» bezeichnet – in Anspielung an seinen dominanten Vorgänger Ivan Glasenberg. Damit wird man dem Neuen aber wohl kaum gerecht: Gary Nagle wird wohl schon rasch seinen eigenen Weg finden wollen und sich von seinem dominanten Vorgänger lösen.
So scheint er sich bewusst zu sein, dass er für mehr Transparenz sorgen muss, auch gegenüber der Öffentlichkeit. Sein Vorgänger tat sich noch schwer damit. Doch die Zeiten des verschwiegenen Rohstoffkonzerns im Zugerischen Baar, der sich kaum je in die Karten schauen lässt, sind passé. Einerseits ist Glencore wegen des Börsengangs zu mehr Transparenz verpflichtet. Gleichzeitig ist in den letzten Jahren der öffentliche Druck von Gesellschaft, Politik und Investoren auf Rohstoffkonzerne wie Glencore grundsätzlich gestiegen, über ihr Tun Rechenschaft abzulegen.
Die neue Generation von Managern, die das Ruder an der Glencore-Spitze übernommen hat, wird nun mit Hochdruck daran arbeiten, das Image des Konzerns zu verbessern – einerseits um die Investoren bei Stange zu halten, andererseits um qualifizierte Arbeitskräfte anzuziehen.