SRF News: Kann die Schweizerische Nationalbank diese Verluste – 50 Milliarden Franken in nur sechs Monaten – überhaupt verkraften?
SRF-Wirtschaftsredaktorin Eveline Kobler: Grundsätzlich ja. Das zehrt zwar am Eigenkapital. Aber die SNB ist keine normale Geschäftsbank, sie könnte jederzeit Geld drucken, wenn sie es bräuchte. Der Halbjahresverlust von 50 Milliarden Franken zeigt aber, wie stark das Ergebnis schwankt. Wenn wir zurückschauen: Im letzten Jahr konnte sie noch einen Gewinn von 38 Milliarden verbuchen.
Was ist der Hauptgrund für das fette Minus im ersten Halbjahr?
Die aktuellen Schwankungen sind eine direkte Folge der Geldpolitik der SNB. Im Kampf gegen den starken Franken hat sie einen Devisenberg von 530 Milliarden Franken aufgetürmt. Da reichen eben schon kleine Wechselkursschwankungen, um das Ergebnis am Ende massiv zu beeinflussen – nach unten oder nach oben.
Was heisst das für die Ausschüttungen? Bund und Kantone bekommen ja jeweils einen Teil des Gewinns der SNB. Dürfen Sie mit dem Zustupf rechnen?
2015 sieht es nicht allzu gut aus. Es hat zwar noch Geld in dieser sogenannten Ausschüttungsreserve. Aber dieser Topf, in dem das Geld für die Ausschüttungen drin ist, wird angezapft, um Verluste aufzufangen. Ausschlaggebend wird sein, ob das Ergebnis Ende Jahr positiv oder negativ ist. Das schreibt die Nationalbank heute auch explizit: Weil die Quartalsergebnisse so stark schwanken, seien kaum Rückschlüsse vom Halbjahresverlust auf das Gesamtjahresergebnis möglich. Die kantonalen Finanzdirektoren sind deshalb sicher gut beraten, nicht allzu sehr mit einem Zustupf zu rechnen, und sich allenfalls positiv überraschen zu lassen.
Das Gespräch führte Tina Herren.