Die Schweizerische Nationalbank (SNB) verzeichnet im ersten Halbjahr einen Gewinn von 13.7 Milliarden Franken – trotz schlechtem zweiten Quartal. Dort resultierte ein Verlust von 13.2 Milliarden Franken. SRF-Wirtschaftsredaktor Andi Lüscher erläutert den Verlust und zeigt auf, warum dieser im Bereich des «Normalen» liegt.
Die SNB verzeichnet einen Quartalsverlust von 13.2 Milliarden Franken. Wie ist dieser einzuschätzen?
Tatsächlich muss man sagen: Ein Verlust in dieser Höhe liegt im Bereich des «Normalen». Schwankungen in dieser Grössenordnung hat es immer wieder gegeben, im positiven wie im negativen Sinne. Der Grund ist einfach: Die SNB besitzt ein Aktien- und Obligationen-Portfolio von aktuell umgerechnet über 740 Milliarden Franken, sowie Gold im Wert von fast 60 Milliarden. Selbst kleinere Veränderungen bei den Kursen schenken in der SNB-Bilanz somit ein.
Wie ist die Leistung der Nationalbank zu bewerten?
Man kann sicher nicht anhand der Quartalsverluste auf die Leistung der SNB schliessen. Diese hat nicht den Auftrag, mit ihren Fremdwährungspositionen Gewinn zu machen. Sondern sie muss in erster Linie für Preisstabilität sorgen. Sie kauft oder verkauft zum Beispiel Aktien in Euro, weil sie so den Franken schwächen beziehungsweise stärken will. Die SNB muss also vielmehr daran gemessen werden, wie sich die Preise hierzulande entwickeln. Und hier steht die Schweiz im Vergleich zum Ausland bisher relativ gut da. Nicht nur, aber auch wegen der Geldpolitik der SNB.
Können Bund und Kantone trotz Rückschlag im zweiten Quartal auf eine Ausschüttung 2024 hoffen?
Diese Frage kann man erst am 31. Dezember 2023 beantworten. Stand heute lässt sich lediglich sagen: Es sieht nicht gut aus – aufgrund des rekordhohen Verlustes im vergangenen Jahr von 133 Milliarden Franken. Die SNB müsste zuerst einmal einen hohen Bilanzverlust tilgen. Das wäre nur möglich, wenn ihre Fremdwährungspositionen im zweiten Halbjahr deutlich zulegen. Die Ökonominnen und Ökonomen der UBS bezeichnen eine Ausschüttung als «möglich», wenn auch eher «unwahrscheinlich». Bund und Kantone müssen sich also damit befassen, dass sie schon dieses Jahr leer ausgehen könnten.