Die Helvetia und die Baloise fusionieren und werden so zur zweitgrössten Versicherungsgruppe der Schweiz. Vom Zusammenschluss sind über 20'000 Angestellte betroffen. Wie viele Stellen abgebaut würden, sei noch offen, teilen die Unternehmen mit. SRF-Wirtschaftsredaktor Sven Zaugg erklärt, was die Fusion für die Branche und die Angestellten bedeutet.
Warum geht Helvetia mit der Konkurrentin zusammen?
Die Baloise gilt schon lange als Übernahmekandidatin in der europäischen Versicherungsbranche. Sie stand unter Druck, auch durch den schwedischen Investor Cevian Capital. Dieser stellte zahlreiche Forderungen, um das Geschäft profitabler zu machen. Der Investor forderte unter anderem den Verkauf des Deutschland-Geschäfts oder auch eine Lösung für die konzerneigene Baloise Bank. Dort war der Investor nicht zufrieden mit der Rentabilität.
Mit einem Anteil von rund zehn Prozent hat der schwedische Investor grosses Gewicht bei der strategischen Ausrichtung des Unternehmens. Wie gross sein Einfluss auf die Fusion war, bleibt spekulativ. Die Aktionäre beider Unternehmen dürften über die Fusion aber nicht unglücklich sein.
Ist es tatsächlich ein Zusammenschluss unter Gleichen?
Verkauft wird es so. Es deutet aber einiges darauf hin, dass Helvetia die stärkere Partnerin in diesem Deal ist. Denn die Baloise wird in die Helvetia fusioniert. Gleichzeitig will man ein Bild der Ausgeglichenheit vermitteln. Der Verwaltungsrat wird aus vierzehn Personen gebildet, je sieben von Baloise und von Helvetia. Konzernchef der neuen Gruppe wird Fabian Rupprecht, der amtierende CEO der Helvetia. Als Präsident ist Thomas von Planta vorgesehen, der bisherige Präsident des Baloise-Verwaltungsrats.
Was soll die Fusion bringen?
Die beiden Versicherungen wollen vor allem im Europa-Geschäft schneller wachsen. Es gehe darum, einen führenden europäischen Versicherer mit starken Schweizer Wurzeln zu bauen, heisst es in einer Mitteilung. Das ist mit einem kombinierten Unternehmen mit mehr Marktanteilen einfacher.
Was bedeutet die Fusion für den Schweizer Versicherungsmarkt?
Künftig gibt es ein Unternehmen weniger. Das dürften die Kundinnen und Kunden in der Schweiz aber kaum merken. Die hiesige Versicherungslandschaft ist gesättigt, der Markt hart umkämpft. Eine Zahl, die das illustriert: Im Jahr 2023 rangen 194 Privatversicherungen inklusive Krankenkassen in fünf Versicherungszweigen um die Gunst der Versicherten. Die Wettbewerbskommission dürfte also grünes Licht für die Fusion geben.
Wie gross wird das neue Unternehmen sein?
Mit einem gemeinsamen Marktanteil von rund 20 Prozent entsteht die zweitgrösste Versicherungsgruppe der Schweiz – mit einem kombinierten Geschäftsvolumen von 20 Milliarden Franken, verteilt auf acht Länder. Zudem entsteht der grösste Arbeitgeber in der Branche. Insgesamt werden über 20'000 Angestellte für die neue Versicherungsgruppe arbeiten. Über allfällige Entlassungen ist noch nichts bekannt. Es werde beim Personal Überschneidungen geben, es sei aber noch zu früh, konkrete Zahlen zu nennen, sagte der amtierende Helvetia-CEO, Fabian Rupprecht. Mit Frühpensionierungen ist sicher zu rechnen – und auch damit, dass Stellen nicht mehr besetzt werden.