- Oft werden Diamanten in Konfliktgebieten geschürft und zur Finanzierung gewaltsamer Konflikte verwendet.
- Ob Blut an ihnen klebt, sieht man den edlen Steinen allerdings nicht an. Herkunftsnachweise werden oft gefälscht.
- Ein Luzerner Juwelier und ein Londoner Start-up wollen nun mehr Transparenz schaffen – mit Hilfe der Blockchain-Technologie.
Daniel Nyfeler hat täglich mit teuren Steinen zu tun. Als Leiter des Edelsteinlabors des Luzerner Schmuckhändlers Gübelin kennt er die Branche gut. Sie sei sehr intransparent, sagt er: «Es gibt eine Vielzahl von Transaktionen, bis so ein Stein von einem Rohstein, wie er irgendwo draussen in der Welt in einer Mine gefunden wird, schliesslich in einem Schmuckstück ist und auf dem Verkaufstisch landet.»
Immer mehr Käuferinnen und Käufer von teurem Schmuck wollten aber wissen, woher die Diamanten oder Smaragde stammen, die sie dann am Hals, am Arm oder am Finger mit sich herumtragen, sagt Nyfeler. Zusammen mit dem Londoner Startup Everledger hat das Labor von Gübelin daher eine Technologie entwickelt, die die Lieferkette der Steine von der Mine bis zum Endverkauf transparent machen soll.
Sie basiert auf Blockchain, also auf einer Kette von Datensätzen, die von allen gefüttert wird, die an der Lieferkette beteiligt sind. Blockchain sei wie ein Logbuch, erklärt Nyfeler. «Dieses Logbuch wird in der Mine eröffnet, wenn der Stein aus der Erde herausgeholt wird. Jeder der in seinem Besitz ist oder einen relevanten Beitrag zu diesem Stein macht, der darf, muss und soll das nächste Kapitel schreiben.»
Papier als Nachweis nicht fälschungssicher
Der Plan sieht vor, die Geschichte eines Diamanten von der Minenfirma bis zum Kunden auf diese Art zu dokumentieren. Herkunftsnachweise gibt es bisher zwar auch schon, aber meist auf Papier, so Nyfeler. «Der Vorteil der Blockchain ist, dass sie nicht so gut veränderbar ist. Papier ist leicht zu fälschen oder abzuändern.»
Bei der Blockchain-Technologie sei das viel schwieriger. Ziel des Projekts sei es, eine digitale Datenbank aufzubauen, in der alle Informationen über einen Edelstein entlang der Lieferkette abgerufen werden können, sagt Nyfeler. Mitte Jahr soll die Datenbank an den Start gehen. NGOs wie Global Witness loben das Projekt. Jede Initiative, die mehr Transparenz in Diamantbranche bringe, sei gut, sagt Edelsteinexperte Michael Gibb. Allerdings könne das nur ein erster Schritt sein.
Nicht alle Probleme gelöst
Nur zu wissen, woher ein Diamant komme, könne andere wichtige Fragen nicht beantworten, sagt Gibb. Zum Beispiel die Frage nach den oft schwierigen Arbeitsbedingungen in den Minen, oder auch die Frage, ob mit den Erlösen aus dem Diamanten-Verkauf kriminelle Gruppen finanziert wurden, gibt er zu bedenken.
Eine andere Frage ist, ob die Industrie selbst ein Interesse hat, mehr Transparenz zuzulassen. Selbst Initiator Nyfeler hat Zweifel. «Vielleicht werden einige Player Mühe haben, ihr Geschäftsmodell aufrecht zu erhalten, wenn Transparenz reinkommt.» Mehr Transparenz könnte am Anfang der Kette auch den Ruf nach fairen Preisen lauter werden lassen. Auch das dürfte die Motivation eher dämpfen.