Hochdorf-Chef Thomas Eisenring wollte sich diese Bilanz wohl nicht mehr antun: der Umsatz schrumpfte im vergangenen Jahr um fast 7 Prozent, der Reingewinn sogar um knapp 80 Prozent. Vor wenigen Tagen verliess Eisenring das Unternehmen überstürzt Richtung Afrika – aus persönlichen Gründen, wie es hiess.
Das Unternehmen steckt zweifellos in der Krise. Angeschoben von Vorstandschef Eisenring hatte der Milchverarbeiter in den vergangenen Jahren für viele Millionen Franken ausländische Firmen übernommen, eine eigene Schokoladen-Produktion in Südafrika aufgezogen und vom ganz grossen Babynahrungs-Geschäft in China geträumt.
Doch bis jetzt sind die Träume nicht zum Fliegen gekommen. Marge und Aktienkurs sind im letzten Jahr weiter gesunken. Dafür ist der Schuldenberg markant gewachsen. Trotzdem verteidigt Verwaltungsrats-Chef Daniel Suter die Strategie: «Ich glaube nicht, dass man sagen kann, dass die Strategie nicht aufgeht. Es gibt Verzögerungen in deren Umsetzung. Diese werden wir aber sicher in den Griff kriegen.»
Nicht alle sind sich da so sicher wie der Verwaltungsrats-Chef. Die Strategie basiere allzu sehr auf dem Prinzip Hoffnung, sagt Branchenbeobachter Ronald Wildmann von Research Partners: «Es muss alles gut gehen, damit Hochdorf die Kurve kriegt.» Wenn es irgendetwas passiere, prognostiziert Wildmann, werde es «sehr, sehr knapp» gegenüber den kreditgebenden Banken. Diese könnten dann die Reissleine ziehen.
Grossaktionärin setzt Druck auf
Auch die Hochdorf-Grossaktionärin ZMP, hinter der die Zentralschweizer Milchbauern stecken, hat grundlegende Bedenken gegenüber der Strategie und dem Führungspersonal. ZMP-Geschäftsführer Pirmin Furrer sagt: «Man hat sehr teure Akquisitionen getätigt, die nicht die in Aussicht gestellten Erträge bringen.» Es gäbe Fragezeichen, ob diese Akquisitionen richtig getätigt und bewirtschaftet worden seien.
Das sehr schlechte Geschäftsergebnis des Unternehmens bestätige diese Einschätzung, sagt Furrer. Die ZMP, die 14,5 Prozent der Hochdorf-Anteile besitzt, fordert Konsequenzen: «Es braucht frischen Wind, um die anstehenden Herausforderungen zu lösen.»
VR-Chef vor Kampfabstimmung
Konkret drängt die Grossaktionärin nach dem Abgang des Konzernlenkers nun auch noch auf eine Neubesetzung des Verwaltungsrats, inklusive des Chefessels. Die ZMP selbst hat drei eigene Kandidaten für das Aufsichtsgremium vorgeschlagen. Nur einen davon will VR-Chef Suter hereinlassen.
Bei ihm schwingt die Sorge mit, dass die Zentralschweizer Milchbauern ganz das Ruder im Konzern übernehmen könnten – was ZMP-Geschäftsführer Furrer bestreitet. Freiwillig will Suter das Ruder nicht aus der Hand geben: «Wir werden an der Generalversammlung eine Abstimmung haben. Dort wird sich zeigen, ob ich abgewählt werde oder nicht.»
Ohne gütliche Einigung im Vorfeld wird es also auf eine Kampfabstimmung der Aktionäre an der Generalversammlung Mitte April hinauslaufen. Trotz miserabler Zahlen hat der Verwaltungsrat eine Dividende von vier Franken pro Aktie angekündigt. Die Ausschüttung wäre damit höher als der Jahresgewinn. Es könnte ein teures Zückerchen sein, um die Aktionäre gefällig zu stimmen.