Weniger als 5 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten verzichten hierzulande vollständig auf Fleisch.
Dennoch ortet der Detailhändler Coop Potenzial in Produkten, die aussehen wie Fleisch, aber aus pflanzlichen Zutaten hergestellt sind. Das Unternehmen hat eine Studie im Bereich vegane und vegetarische Lebensmittel durchgeführt.
«Es kam klar heraus, dass Flexitarier, also diejenigen die ab und zu zu Fleischersatz greifen, 40 Prozent mehr davon essen wollen», sagt Coop-Konzernchef Philipp Wyss.
Das Unternehmen hat die Preise Ende vergangenen Jahres gesenkt (s. Box). Es gebe mehr Anbieter, es werde mehr produziert – also könnten die Preise sinken.
Das ist ganz im Sinne von Planted. Das Unternehmen im zürcherischen Kemptthal stellt «Poulet» aus Erbsenmehl her. Erst vor eineinhalb Jahren als ETH-Spinoff gegründet, beschäftigt die Firma bereits 160 Angestellte.
In diesen Tagen hat Planted eine neue Produktionsstrasse in Betrieb genommen. Nun kann doppelt so viel produziert werden wie bisher: 1 Tonne pro Stunde. Anfangs seien es nur 30 Kilo gewesen.
Entsprechend hat das Unternehmen die Preise in seinem Webshop mehr als halbiert und ist froh, dass der Detailhandel nun nachzieht.
«Denn wir wollen ja einen Wechsel herbeiführen, weg vom tierischen Fleisch zum pflanzlich hergestellten Fleisch», sagt Co-Gründer Christoph Jenny. Und das können wir nur machen, wenn wir die Konsumenten mitnehmen, und nicht nur die, die es sich leisten können, sondern alle in der Schweiz - wenn wir also an einen Preispunkt kommen, der beim preisgünstigsten Importpoulet aus Brasilien liegt.»
Das ist eine Kampfansage an die Produzenten tierischen Fleisches. Dort sieht man in Fleischersatz-Produkten aber keine ernsthafte Konkurrenz.
Der Präsident des Schweizer Schweinezüchterverbandes Swissporcs, Meinrad Pfister, sagt: «Fleischersatz-Produkte gibt es ja schon länger. Tofu etwa kennt man schon lange. Andere Dinge wie Insekten sind wieder verschwunden. Mit diesem Mitbewerber können wir umgehen.»
Filet für alle
Christoph Jenny von Planted hingegen glaubt nicht nur an einen einst finanziellen Vorteil. Er will den Konsum auch demokratischer gestalten:
«Wir produzieren grundsätzlich mit dem gleichen Material, sprich Gelberbsen- und Sonnenblumenprotein, Hafer etc. Somit kommt es gar nicht mehr darauf an, welches Stück Fleisch man will.« Es sei nicht mehr so, «dass ein Rindsfilet nur für eine gewisse Schicht zugänglich ist.»
Rindsfilet-Fleischersatz ist allerdings noch Zukunftsmusik. Eine pflanzliche Pouletbrust hingegen ist bei Planted bereits in der Testphase.
Und wenn diese dann nicht mehr im Preisbereich von Bio-Fleisch angesiedelt ist, könnten sich auch mehr Konsumentinnen und Konsumenten für Fleischersatz-Produkte interessieren. Bis dahin sind noch viele Preissenkungen nötig.
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