Die öffentliche Entrüstung ist vorprogrammiert, geht es um den Millionenlohn von UBS-Chef Sergio Ermotti. Er erhält für das vergangene Geschäftsjahr eine Vergütung von 14.9 Millionen Franken. Das ist zwar etwas weniger als 2023.
Es ist schwer vorstellbar, dass eine Person alleine fast 15 Millionen an Wert generiert, auch wenn sie viel und gut arbeitet.
Damals hatte der Tessiner Banker 14.4 Millionen verdient – allerdings nur für neun Monate: Ermotti war erst per 1. April 2023 angetreten, um die Integration der Credit Suisse zu leiten.
Unverständnis der Parlamentarier
Doch ein solcher Lohn sei nicht verhältnismässig, sagt Franziska Ryser St. Galler Nationalrätin der Grünen. «Es ist schwer vorstellbar, dass eine Person alleine fast 15 Millionen an Wert generiert, auch wenn sie viel und gut arbeitet.»
«Niemand verdient einen so hohen Lohn», sagt der Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, Pierre-Yves Maillard. Die Löhne entwickelten sich exponentiell, es sei wichtig, solchen Löhnen eine Grenze zu setzen, sagt der Waadtländer Ständerat.
Auch FDP-Ständerat Thierry Burkart kritisiert Ermottis Lohn: «Aus Sicht der Bevölkerung ist eine solche Entschädigung viel zu hoch und unverständlich. Masshalten ist angesagt.»
Ich bin dagegen, dass der Staat Entschädigungen mit Gesetzen reglementiert.
Immerhin verdiene Ermotti weniger, als 2023, sagt Burkart weiter. «Es ist eine Tendenz in die richtige Richtung, aber es ist noch immer zu hoch».
Eingriff in die Wirtschaftsordnung?
Trotzdem ist Burkart gegen einen Lohndeckel für Banker, welchem der Ständerat vergangene Woche zustimmte. Eine entsprechende Motion will Bankerlöhne auf drei bis fünf Millionen Franken zu begrenzen.
«Ich bin dagegen, dass der Staat Entschädigungen mit Gesetzen reglementiert», so Burkart. «Es ist ein Eingriff in die liberale Wirtschaftsordnung. Auf der anderen Seite kann man eine Reglementierung nur verhindern, wenn die Wirtschaft Mass hält.»
Die Grüne Franziska Ryser sieht einen Lohndeckel als prüfenswertes Instrument. Doch: «Wie hoch die Begrenzung konkret sein soll, und ob sie für alle Banken gilt oder nur für solche mit Staatsgarantie, muss man noch anschauen.»
Initiert hatte den Lohndeckel SVP-Ständerat Jakob Stark: «Wenn wir jetzt eine Gesetzgebung schaffen müssen, welche die systemrelevanten Banken vor dem Untergang bewahren und ihnen viele Sicherheiten geben, dann muss der Staat auch bei den Löhnen regulieren.»
So viel verdienen wie die anderen?
Ermottis 14.9 Millionen Franken setzen sich aus 2.8 Millionen Fixlohn und 12.1 Millionen leistungsabhängigen Boni zusammen. Letztere werden erst in drei bis fünf Jahren ausbezahlt. Je nach Geschäftsentwicklung kann der Bonus tiefer – aber auch höher ausfallen, als veranschlagt.
Ich möchte einfach so gut bezahlt werden, wie meine Konkurrenten.
Theoretisch ist für Sergio Ermotti demnach ein Lohn von bis zu 20 Millionen Franken möglich. Vor der Bekanntgabe im Geschäftsbericht der UBS war über einen Lohn in dieser Höhe spekuliert worden.
Sergio Ermotti selbst sagte kürzlich zu SRF: «Der Verwaltungsrat und die Aktionäre entscheiden über meine Vergütung, und ich möchte einfach nur so gut bezahlt werden, wie meine Konkurrenten.»
Antoinette Weibel, Professorin für Personalmanagement an der Universität St. Gallen, hält nichts von der Argumentation, dass hohe Löhne nötig seien, um die besten Manager anzuziehen: «Gerade auf CEO-Ebene sind interne Kandidaten die Besten.» Deshalb solle man den Vergleich nicht nach aussen, sondern nach innen machen, sagt sie.
Über einen Deckel für Bankerlöhne wird nach dem Ständerat bald auch der Nationalrat befinden – voraussichtlich diesen Sommer.