Der chinesische Tech-Riese Huawei ist der weltweit grösste Netzwerkausrüster und der zweitgrösste Produzent von Smartphones. Die Nachricht über die Verhaftung der Finanzchefin von Huawei hat den Börsenkurse auf Talfahrt geschickt. Jens Korte spricht im Interview zu den Auswirkungen auf die Finanzmärkte.
SRF News: Warum erschüttert die Festnahme einer chinesischen Topmanagerin die Börsen?
Jens Korte: Die Meldung ist an Brisanz kaum zu überbieten. Huawei stellt nicht nur Smartphones her. Es ist eines der führenden Unternehmen, wenn es um die neue 5G Mobilfunktechnologie geht. Und Meng Wanzhou ist ja nicht nur die Finanzchefin, sondern auch die Tochter des Firmengründers. Sie wird als seine potentielle Nachfolgerin gehandelt. Die Nachricht hat die Investoren auf dem völlig falschen Fuss erwischt. Der Dow Jones knickte zwischenzeitlich um bis zu 600 Punkte weg.
Wo liegen denn die Bedenken der Investoren?
Es gibt zwei grosse Bedenken für die amerikanische, aber schlussendlich auch für die weltweiten Börsen. Eine mögliche wirtschaftliche Abkühlung im kommenden Jahr und die gestörten Handelsbeziehungen zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt, den USA und China. Erst am Samstag im Umfeld des G20-Gipfels hatten sich Peking und Washington angenähert und gesagt, man wolle Handelsgespräche aufnehmen. Es ist schwer vorstellbar, dass die Festnahme diese Beziehung nicht zusätzlich belastet.
Welche Rolle spielt der chinesische Konzern auf dem amerikanischen Markt?
Betrachtet man nur die Smartphones, dann eher einen untergeordneten. Da hinkt Huawei Unternehmen wie Apple, Samsung oder auch Google hinterher. Huawei ist aber auch ein grosser Netzwerkanbieter und vor allem gibt es viele amerikanische Unternehmen, etwa aus der Chip-Industrie, die wichtige Zulieferer für Huawei sind.
Welche Rolle spielt Huawei in China?
Huawei ist eines der Schlüsselunternehmen, wenn es um die langfristigen strategischen Pläne Chinas geht. «Made in China 2025» ist das grosse erklärte Ziel. Man möchte mit Unternehmen wie Huawei eine gewisse Unabhängigkeit von westlichen Konzernen und Industrien im Technologiebereich erreichen.
Wie geht es jetzt weiter? Wird es zu einer Auslieferung der Managerin an die USA kommen?
Am Freitag soll, soviel ich weiss, in Kanada eine Anhörung über eine mögliche Kaution stattfinden. Man muss jetzt mal abwarten, ob auch China konkrete Gegenmassnahmen überlegt.