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Baumann: «Wegfall des Kreditverbots könnte Postfinance stabiler machen»
Aus Echo der Zeit vom 05.06.2020. Bild: Keystone
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Hypotheken und Kredite Postfinance braucht neue Perspektive

Die Bundesratspläne würden für die Bank gravierende Probleme lösen – auch für die Allgemeinheit überwiegen die Vorteile.

Einst sprudelten die Gewinne der Postfinance reichlich. Eingestrichen hat die Gewinne jeweils die Schweizer Post – und indirekt der Bund als alleiniger Besitzer der Post. Doch diese Zeiten sind vorbei. Seit der Finanzkrise vor zehn Jahren sind weltweit die Zinsen massiv gesunken – in der Schweiz sogar teils unter null Prozent.

Das bedeutet: Der Postfinance brechen die Zinseinnahmen weg. Vor den Medien sagte darum heute Serge Gaillard, der Direktor der eidgenössischen Finanzverwaltung, die Postfinance drohe zum «Klumpfuss» der Post zu werden.

Hypothekengeschäft ist verlockendes Tummelfeld

Noch liefert die Postfinance zwar jährlich einige hundert Millionen Franken Gewinn ab. Doch auf Dauer ist ihr Geschäftsmodell nicht nachhaltig. Die Bank nähert sich langsam aber sicher der Verlustzone. Das ist das Hauptproblem. Und dieses wäre deutlich entschärft, würde der Bund das geltende Kreditverbot aufheben. Heute verbietet es das Gesetz, dass die Postfinance – auf eigenes Risiko – Hypotheken und andere Kredite vergibt und auf diese Weise ihre umfangreichen Kundengelder zinsbringend investiert.

Der Wunsch der Bank ist es, im Lauf der nächsten zehn Jahre ein Kreditbuch von bis zu etwa 50 Milliarden Franken aufzubauen. Damit hätte sie einen Marktanteil von schätzungsweise 5 Prozent. Das ist nicht viel. Denn der Schweizer Hypothekarmarkt ist mit seinem Volumen von etwa 1000 Milliarden Franken ein riesiges Tummelfeld – und ein verlockendes dazu. Der Markt wächst in der Schweiz bis heute. Die Immobilien-Finanzierung mit Hypotheken bringt den hiesigen Banken beträchtliche Erträge ein. Nicht zuletzt darum herrscht in diesem Geschäft lebhafter Wettbewerb.

Zwar ist auch das Hypothekengeschäft kein Eldorado, in dem eine vom Kreditverbot befreite Postfinance rasch sehr viel profitabler würde. Aber ein willkommener Zusatzgewinn wäre dem Unternehmen so gut wie sicher. Besser, als die vielen Kundengelder in Obligationen zu investieren, die kaum rentieren, wäre das allemal.

Mit Börsengang die Kapitallücke schliessen

Dazu kommt ein zweiter Vorteil. Derzeit klafft in der Bilanz der Postfinance eine sogenannte Kapitallücke. Die Bank hat zwar ein solides Fundament mit ausreichend Eigenkapital für den Normalfall. Aber um die steigenden Anforderungen der Finanzmarktaufsicht als sogenannt systemrelevante Bank zu erfüllen, muss sie in den nächsten Jahren dringend zusätzliches Sicherheitskapital beschaffen.

Dieser erhöhte Kapitalbedarf hat den Bundesrat dazu bewogen, eine Teilprivatisierung vorzuschlagen: Praktisch ginge das beispielsweise so, dass die Post zusätzliche Aktien der Postfinance an private Investoren verkaufen würde. Diese Aktien wären an der Börse handelbar, wie heute etwa die Papiere von Swisscom.

Damit käme nicht nur die Postfinance an zusätzliches Kapital, das sie braucht als Sicherheitspolster für schwierige Zeiten. Langfristig würde damit auch das Risiko für die Konzernmutter Post und für den Bund als heutigen Alleinbesitzer des Konzerns sinken.

Weniger Risiko für den Bund hiesse auch weniger Risiko für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler und damit letztlich weniger Risiko für die Allgemeinheit.

Echo der Zeit vom 05.06.2020, 18 Uhr

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