PSP Swiss Property spricht von einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2020 und will die Dividende erhöhen. Allreal meldet ein erfreuliches Jahresresultat trotz Corona. Und der grösste börsenkotierte Immobilienkonzern Swiss Prime Site SPS verzeichnet einen stabilen Gewinn von gut 600 Millionen Franken.
Und dies, obwohl alle grossen Immobilienunternehmen vor allem Büro- und Geschäftshäuser, Shoppingcenter Fitness-Center und Restaurants besitzen und vermieten. Ihre wichtigste Einnahmequelle neben den Büros sind also die Geschäftsmieten, die bei der vom Shutdown betroffenen Klientel anfallen.
Branche verzichtete auf ein bis vier Prozent
In der ersten Corona-Welle letzten Frühling senkte SPS in rund 500 Fällen die Mieten für Geschäftsräumlichkeiten um 13 Millionen Franken. Allreal erliess seinen Mietern 1.5 Millionen, PSP Swiss Property verzichtete laut Finanzchef Reto Grunder auf 4.6 Millionen Franken: «Es sind vor allem Hotels, Restaurants, Fitnesscenter und Barbetriebe, die einen Grossteil der 4.6 Millionen ausmachen.»
Die Mietzinserlasse waren für die Konzerne verkraftbar. Es waren ein bis vier Prozent der gesamten Mieteinnahmen. Sie wurden vor allem im ersten Shutdown gewährt.
Es wird blockiert und unter Androhung von Betreibung und Kündigungen die volle Miete verlangt.
Jetzt aber stapeln sich Beschwerden von Gastronomen und Ladenbesitzerinnen bei Rechtsanwalt Armin Zucker. Der Mietrechtsexperte ist Direktor des Verbandes der Schweizer Geschäftsmieter: «Im zweiten Shutdown gibt es eine ganz klare Tendenz: Die grossen Immobilienfirmen lehnen Herabsetzungsgesuche ab. Es wird blockiert und unter Androhung von Betreibung und Kündigungen die volle Miete verlangt.»
Härtefallgelder als Stolperstein?
Dies stimme nicht ganz, antwortet SPS-Chef René Zahnd: Sein Unternehmen habe in der zweiten Welle erneut 170 Gesuche für Mietzinserlasse bekommen und suche nun mit den Mietern Lösungen.
Wir sind ja auch nicht einfach ein Wohltäter.
Allerdings könnten die Mieter jetzt – im Unterschied zur ersten Welle – von Härtefallgeldern profitieren. Also von staatlichen Beiträgen für die Unternehmen, die wegen Corona schliessen mussten oder grosse Umsatzeinbussen erlitten. Dazu sagt Zahnd: «Wir sind ja auch nicht einfach ein Wohltäter. Letztlich muss der Mieter auch mit uns zusammenarbeiten wollen und offenlegen, ob er Härtefallhilfen erhalten hat. Auf dieser Basis versuchen wir dann, eine Lösung zu finden.»
Die Härtefallgelder deckten nur einen Teil der Kosten der Geschäftsmieter, kontert Zucker. Besser sei die Lösung in den Städten Basel, Bern, Zürich und im Kanton Genf: Dort finanziert die öffentliche Hand ein Drittel der Mietzinserlasse, wenn sich Mieter und Vermieter freiwillig einigen.
Drittelslösung als Ausweg?
Swiss Prime Site biete Hand zu dieser Lösung, betont Zahnd von SPS. Konkurrent PSP Swiss Property lehnt Mieterlässe nach dem Drittelsmodell ab, wie die Medienstelle bestätigt.
Sehr zum Ärger von Zucker: «Da kämpfen die kleinen und mittleren Unternehmen ums Überleben, und die Grossimmobilienfirmen machen selbst im Krisenjahr noch Zugewinne und schütten höhere Dividenden aus.»
Doch ganz so schwarz-weiss ist es wohl doch nicht. Natürlich trifft es vorab die einzelnen Geschäfte, Hotels und Restaurants, wenn sie wegen der zu hohen Mietlasten aufgeben müssen. Aber auch die Immobilienbesitzer haben ein Interesse daran, dass ihre Mieterschaft weitermachen kann. Trotzdem scheinen sie diese recht hart anzufassen.