Das Stadtleben ist attraktiv und bietet viele Möglichkeiten. Das zieht viele Menschen in die Stadt. Mitte 2022 betrug die Leerwohnungsziffer in der Stadt Zürich gerade einmal 0.07 Prozent. Diese tiefe Leerwohnungsziffer, die steigende Zuwanderung und die tiefe Anzahl an Neubauwohnungen lässt die Mietpreise in den Städten in die Höhe schiessen.
Dass die Stadtmieten in den letzten Jahren gestiegen sind, zeigt auch der Zürcher Mietpreisindex. Dieser ist seit Mai 2000 um rund 22 Prozent angestiegen.
Die Mietpreiszunahme dürfte bei Marktwohnungen und in der Stadtmitte jedoch höher sein, da der Index den Durchschnittspreis von Mietwohnungen mit zwei, drei oder vier Zimmern in der ganzen Stadt Zürich misst. Speziell Genossenschaften dürften ihn drücken.
Dadurch haben es Familien seit langem besonders schwer, in grossen Städten eine bezahlbare Wohnung zu finden. Sie benötigen besonders viel Platz und verfügen im Schnitt eher über ein kleines Budget.
Gegen die Erwartungen
Die Studie der Zürcher Kantonalbank zeigt nun aber für die Stadt Zürich das Gegenteil. Familien werden durch die genannten Umstände nicht aus der Stadt verdrängt. Ihr Anteil hat in der Stadt von 2014 bis 2021 sogar um 1.3 Prozentpunkte von 18.4 auf 19.7 Prozent zugenommen – am stärksten in Wollishofen, Fluntern und Albisrieden.
Die ZKB-Studie sieht folgende Ursachen für die Zunahme von Familien:
- Kürzere Pendelstrecken
- Bessere Infrastruktur etwa bei Betreuung, Kultur und Sport
- Durch die starke Zunahme der Immobilienpreise können sich viele Familien kein Wohneigentum auf dem Land mehr leisten.
Der letzte Punkt erklärt auch, warum die Anzahl Familien, die in einem Haus wohnen, von 2014 bis 2021 von 27.6 auf 23.8 Prozent sank.
Einkommensschwache Familien können in Stadtwohnungen und Genossenschaften bezahlbaren Wohnraum finden. Dies ist jedoch schwierig, benötigt etwas Glück und meist viel Zeit. Der Stadtrat möchte den Anteil preisgünstiger Wohnungen bis 2050 auf ein Drittel erhöhen.
Erste Stimmen bestätigen die Studie
Auf Nachfrage von SRF bestätigen die Quartiervereine Wollishofen, Fluntern und Albisrieden die Zunahme von Familien. «Dies sieht man an der gestiegenen Anzahl der Schülerinnen und Schüler, aber auch an den Begegnungen im Quartier», erklärt der Präsident des Quartiervereins Zürich Fluntern, Martin Schneider. Er beobachte vor allem Zuzüge von Besserverdienenden. Durch den Bau von Genossenschaftswohnungen finde aber auch der Mittelstand Platz im Quartier.
Ladina Esslinger wohnt mit ihrer Familie in Zürich Fluntern. Bis sie und ihr Partner Kinder bekamen, wohnten sie idyllisch auf dem Land. «Wir brauchten eine Kita und wir hatten beide einen weiten Arbeitsweg.» Dieser habe sich für sie halbiert und ihr Partner könne nun mit dem Zug zur Arbeit gehen. So begründet sie den Umzug in die Stadt.
Dass sie irgendwann zurück aufs Land ziehen, schliesst Esslinger nicht aus. Kinder könne man aber auch gut in der Stadt grossziehen. «Ruhig und schön kann es auch in der Stadt sein.» Angesprochen darauf, was sie vom Landleben vermisst, meint sie, man könne auf dem Land die Kinder etwas sorgloser vor der Haustüre spielen lassen.