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Transportunternehmer wollen Güterverkehr eindämmen
Aus ECO vom 17.02.2020.
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Innenstädte entlasten Weniger Lastwagen-Fahrten: Zwei Konkurrenten spannen zusammen

Statt jeder für sich, wollen zwei Camionneure in St. Gallen, dass Paletten gebündelt in die Innenstadt geliefert werden.

Urbanisierung, Wachstum des Online-Handels, steigende Lieferkadenzen: All das sind Faktoren, die zu mehr Güterverkehr führen – und damit zu grösserer Umweltbelastung in der Innenstadt.

Basel-Stadt versucht, dem einen Riegel zu schieben: Im Februar haben die Stimmberechtigten entschieden, ab 2050 nur noch umweltfreundliche Autos in der Innenstadt zuzulassen.

Paletten für 20 Franken in die Innenstadt liefern

Ueli Haefeli, Dozent für nachhaltige Mobilität an der Universität Bern, hat in einer Studie aufgezeigt, dass sich mit intelligenter Logistik in Städten die Treibhausgas-Emissionen um neun Prozent reduzieren liessen.

Diesen Ansatz haben in St. Gallen zwei Transporteure aufgenommen. Ruckstuhl Transport und Emil Egger wollen selber etwas gegen den Verkehr in der Innenstadt tun.

Im Pilotprojekt «City-Logistik» bieten sie ihren Konkurrenten an, ab einem Hub deren Paletten für pauschal 20 Franken in die Innenstadt zu liefern.

Einer der Initiatoren ist Daniel Goldman, Geschäftsführer von Ruckstuhl Transport: «Wir fahren beide ohnehin jeden Tag mit Waren unserer Kunden in die Stadt St. Gallen», erklärt er seine Beweggründe. «Wir sehen viele Fahrzeuge in der Stadt, die wirklich nur ein, zwei Pakete oder ein, zwei Paletten liefern.»

Einer für alle

Nun können Mitbewerber ihre Paletten im Westen oder Osten der Stadt zu einem der beiden Hubs bringen. Die Fahrt in die Innenstadt übernehmen Ruckstuhl und Emil Egger.

Ihre Mitbewerber können dadurch Zeit und Geld einsparen, so die Initianten. Und die Stadt wird von Verkehr entlastet.

«City-Logistik» läuft seit rund einem halben Jahr. Paletten von Mitbewerbern machen bereits rund ein Drittel der Ware pro Tour aus.

Künftig wollen Ruckstuhl und Emil Egger nicht nur Paletten, sondern auch Stückgut ihrer Konkurrenten transportieren.

Das Projekt freut Fredy Zaugg, Leiter Umwelt und Energie der Stadt St. Gallen: «Wir finden es sensationell, wenn die Privatwirtschaft die gleichen Interessen hat wie wir. Wenn sie ein wirtschaftliches Modell findet, dann umso besser.»

Die Stadt würde das Projekt auch finanziell unterstützen.

Camionneure wollen kein Geld vom Staat

Doch die Camionneure winken dankend ab. «Die Idee ist natürlich, dass es wirtschaftlich funktioniert», sagt Daniel Goldman: «Wir wollen ohne Subventionen unterwegs sein.»

Ein Grund für die ablehnende Haltung: Anfangs habe es viele Sitzungen und Diskussionen mit der Stadt gegeben, aber wenig Fortschritte – bis die beiden Unternehmen entschieden, allein zu starten.

Die Zürcher Stadtentwicklerin Anna Schindler zeigt sich begeistert vom Projekt. Es versuche, genau den Herausforderungen und Problemen urbaner Logistik eine Antwort zu geben.

Sie hoffe, dass ein solches Projekt auch in der Stadt Zürich zustande kommt. Klar sei: Konkurrenten müssten zusammenspannen, was noch zu wenig passiere.

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Stadtentwicklerin Anna Schindler: «Sehr interessantes Modell.»
Aus ECO vom 17.02.2020.
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Was aus dem Projekt in St. Gallen noch werden könnte, zeigt ein Blick nach Schweden. In Stockholm arbeiten ein Logistik-Unternehmen, eine Recycling-Firma und die Stadt seit drei Jahren zusammen.

Der Transporteur liefert Ware und holt gleichzeitig Recycling-Gut ab. Der LKW-Fahrer – eine Mischung aus Postbote und Müllmann.

Elektrisches Paket-Müll-Auto

Jeden Morgen bringen die grossen LKW ihre Fracht in eine Tiefgarage in der Stockholmer City. Die Feinverteilung übernimmt dann ein elektrisches Paket-Müll-Auto.

Ueli Haefeli von der Universität Bern findet das Stockholm-Modell sehr gut: «In der Schweiz hat man die grössten Probleme mit der urbanen Logistik auch auf der letzten Meile», sagt er.

Daher könne er sich gut vorstellen, dass man neue Kooperationen finde, bei welchen ein Teil der Anlieferer wieder voll beladen rausfahre mit einem Teil des Abfalls.

In St. Gallen sind die Initianten mit dem Projektverlauf sehr zufrieden – auch wenn das Projekt noch keinen Gewinn abwirft. Dazu müssten noch mehr Konkurrenten ihre Lieferungen an Ruckstuhl übergeben.

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