Worum geht es? Liberty Global, die Besitzerin der Kabelnetzbetreiberin UPC, wollte sich ursprünglich aus der Schweiz zurückziehen. Aus dem Plan wird nun nichts: UPC übernimmt für 6.8 Milliarden Franken Sunrise. Die Aktionärinnen und Aktionäre des Mobilfunkanbieters haben zugestimmt, die Aktien von der Börse zu nehmen. Ausserdem haben sie bis zur ordentlichen Generalversammlung UPC-Vertreter in den Verwaltungsrat und ins Präsidium gewählt. Damit ist der Zusammenschluss unter Dach und Fach.
Wie kam es dazu? Die wichtigsten Aktionäre von Sunrise hatten sich schon im Vorfeld für die Übernahme ausgesprochen. Der Preis stimmte. Das Vorgehen stimmte. Auch die Wettbewerbsbehörden haben der Übernahme bereits zugestimmt. «Es ist der Abschluss einer längeren Leidensgeschichte, den alle hinter sich bringen wollen», so die Einschätzung von SRF-Wirtschaftsredaktor Philip Meyer. Niemand habe einen Grund gehabt, die Übernahme noch zu blockieren. Bis zur Frist vom 28. Oktober wurden UPC bereits 96 Prozent der Sunrise Aktien zum Kauf angeboten.
Weshalb erst jetzt? Die ursprünglich geplante Übernahme von UPC durch Sunrise war daran gescheitert, dass die Sunrise-Aktionärinnen und Aktionäre Angst um ihr Geld hatten. «Das ist jetzt nicht mehr der Fall: Sie bekommen ja Geld», erklärt Meyer die neue Situation. Liberty Global sei nach der gescheiterten Fusion in einer schwierigen Situation gewesen: «Sie hatte im Grunde ein Produkt, das mittel- bis langfristig nicht konkurrenzfähig sein kann, da UPC ein reiner Kabelanbieter ohne Mobilfunkarm ist.»
Was wäre sonst passiert? UPC hätte, um mit Sunrise und Swisscom konkurrenzfähig zu bleiben, massiv investieren müssen, ohne wirklich grosse Aussichten auf Erfolg. Jetzt hat Liberty Global eine grosse Einmalinvestition getätigt – «in der Hoffnung, mittelfristig ein Unternehmen aufzubauen, das man für einen guten Preis wieder verkaufen kann», schätzt Meyer.
Was verändert sich damit? Sunrise und UPC werden durch das Zusammengehen zu einem wirklichen Vollanbieter. Bisher waren sie komplementäre Firmen. Sunrise ist im Mobilfunk sehr stark und ist auch im 5G-Antennen-Ausbau in Kooperation mit Huawei relativ weit fortgeschritten. Andererseits ist UPC mit ihrem modernen Kabelnetz sehr gut positioniert.
«Zusammen bringen sie Internet, Fernsehen und Mobilfunk zusammen und werden dabei quasi auf Augenhöhe der Swisscom gerückt», sagt Meyer. Wann das passiert, hat UPC noch nicht bekannt gegeben. Eine Zeitlang sollen UPC und Sunrise noch nebeneinander existieren, erklärte die neue Eignerin.
Was heisst das für die Kundschaft? Wer jetzt erwarte, dass die Abos besser und die Preise günstiger werden, der werde wahrscheinlich enttäuscht, sagt der Wirtschaftsredaktor. «Es herrscht jetzt quasi ein Duopol.» Auch wenn die neue Firma UPC-Sunrise immer noch weit hinter der Swisscom zurückliegt, werden die Konkurrenten nicht wirklich wahnsinnig auf Konfrontation gehen. Der Preiskampf werde also nicht gross, so Meyer. «Auch deshalb nicht, weil UPC-Sunrise sich das nicht leisten kann und wohl auch nicht leisten will.»