Spitäler machen den grössten Kostenblock im Gesundheitswesen aus. Der Druck steigt. Wer als Klinik überleben will, muss effizienter werden.
Viele – insbesondere öffentliche – Spitäler haben das erkannt. Sie reagieren aber unterschiedlich darauf.
Vier Beispiele aus der Schweiz und das Beispiel Dänemark.
- Beispiel Uri: Neubau und Vernetzung
In Uri beginnen im Februar die ersten Arbeiten für den Spitalneubau. Das jetzige Spital ist über 50 Jahre alt.
Spitaldirektor Fortunat von Planta: «Allein schon wegen des Alters können die Anliegen, Bedürfnisse und Vorgaben der verschiedenen Anspruchsgruppen je länger, je weniger erfüllt werden. Mit Anspruchsgruppen meine ich nicht nur Patienten und ihre Angehörigen, sondern auch unsere Mitarbeitenden und die Behörden, die uns überwachen und kontrollieren».
Im neuen Kantonsspital sollen alle baulichen Massnahmen die Abläufe für Mitarbeitende und Patienten verbessern, um so Kosten zu sparen.
Doch braucht Uri angesichts der hohen Spitaldichte in der Schweiz überhaupt ein neues Spital?
Dass das Spital drittgrösster Arbeitgeber im Kanton ist, ist für die Urner Gesundheitsdirektorin Barbara Bär (FDP) nur ein Argument: «Uri ist aufgrund der geografischen Lage und wegen der grossen Kantonsfläche – dezentral mit Talschaften – sehr darauf angewiesen, ein Spital zu haben. Das brauchen wir für die medizinische Versorgung unserer Bevölkerung. Wir haben ein Spital im Kanton Uri. Das ist das medizinische Kompetenzzentrum».
Das Spital kostete den Kanton 2017 rund 66 Millionen Franken. Die neue Klinik soll die Rechnung um jährlich etwa 3 Millionen Franken entlasten.
Die Wirtschaftlichkeit des neuen Kantonspitals ist kein Selbstläufer. In jüngerer Vergangenheit wies das Unternehmen zweimal einen Verlust aus.
- Beispiel Waadt und Wallis: neues interkantonales Spital
Das neue Spital Riviera-Chablais mit 300 Betten wird die Akutspitäler von Vevey (VD), Montreux (VD), Aigle (VD) und Monthey (VS) ersetzen und die Grundversorgung von 180 000 Menschen in den beiden Kantonen sicherstellen. Die Eröffnung des 290-Millionen-Projekts ist für Mai vorgesehen.
Spitäler müssten unternehmerisch handeln können, sagt Spitalplanungsberater Christian Elsener.
«Es ist wichtig, den Spitälern die Freiheiten zu geben, sich organisieren zu können und Kapazitäten zusammenlegen, wo es nötig ist. Auch gemeinsam Beschaffungen anzugehen. Man denke an das digitale Spital der Zukunft: Wenn jeder das digitale Spital selber erfinden will, dann sind Kosten untragbar hoch», sagt der Experte.
- Beispiel Basel-Stadt und Basel-Landschaft: Fusion?
Basel-Stadt verfügt über ein Unispital. Baselland hat ein Kantonsspital an drei Standorten.
Jetzt sollen die öffentlichen Spitäler der beiden Halbkantone zu einem Unispital Nordwest (USNW) fusioniert und die Gesundheitsplanung gemeinsam durchgeführt werden, sofern das Stimmvolk im Februar zustimmt.
Sparpotenzial laut Regierung: Etwa 70 Millionen Franken. Dies bei Gesamtkosten von rund 1,5 Milliarden.
Kein guter Plan, sagt Sarah Wyss. Die SP-Grossrätin präsidiert die baselstädtische Gesundheitskommission. Ihre Partei lehnt die Vorlage ab: «Die öffentlich-rechtlichen Spitäler, die fusionieren sollen, haben vier Standorte. Die Fusion wird nichts daran ändern.»
Was man hingegen tun müsste: die Leistungen zentralisieren und vielleicht auch einzelne Standorte schliessen, sagt Sarah Wyss.
Das sei aber mit diesem Staatsvertrag explizit ausgeschlossen. «Das ist ein Hauptgrund, warum wir dagegen sind», so die SP-Grossrätin.
Gesundheitsdirektor und CVP-Regierungsrat Lukas Engelberger sieht das anders.
Die Schliessung von Spitalstandorten bleibe sehr wohl möglich: «Die Standorte, die in das Universitätsspital Nordwest eingebracht werden, werden stark verändert.»
Die weitere Entwicklung oder Aufhebung der Standorte in der Zukunft sei dann Sache des USNW und kein politischer Entscheid mehr. Das öffne für die Zukunft viel mehr Flexibilität als der Status quo.
- Beispiel St. Gallen: Zusammenlegung öffentliche Spitäler
Der Kanton St. Gallen hat vier öffentliche Spital-Unternehmen an neun Standorten. Der gemeinsame Verwaltungsrat aller Kliniken hat nun den Vorschlag eingebracht, die Standorte auf vier zu reduzieren.
Die St. Galler Gesundheitsdirektorin Heidi Hanselmann sagt im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin «ECO» dazu: «Die Politik, die Regierung, die Bevölkerung, die Ärzteschaft haben viele Fragen. Diese werden jetzt diskutiert. Es werden Alternativen erarbeitet, und wir stellen uns der Bevölkerung im direkten Gespräch. Wir sind mitten in der Arbeit. Enschieden ist noch nichts».
Die Auswirkungen einer Spitalschliessung müssten genau überprüft werden. Es nütze nichts, wenn die gleichen Behandlungen an einem andern Ort teurer durchgeführt würden, sagt Heidi Hanselmann.