Das Corona-Virus wütet auch in der Weltwirtschaft. Eine Rekordzahl von mehr als 100 Ländern hat bereits Finanzhilfe beim Internationalen Währungsfonds beantragt, weil ihnen das Geld ausgeht – das sind mehr als doppelt so viele wie nach der Finanzkrise 2008/2009. Der Währungsfonds ist der globale Geldgeber letzter Instanz.
Entwicklungs- und Schwellenländer trifft die Pandemie besonders hart: Viele von ihnen waren schon hochverschuldet, bevor das Virus die Welt verseuchte und zusätzlich noch ihre Gesundheitssysteme auf die Probe stellte.
Es drohen Staatspleiten
Wegen niedriger Rohstoffpreise, massiver Kapitalflucht und dem Verfall ihrer Landeswährungen im Verhältnis zum starken Dollar wird es für viele ärmere Länder nun erst recht immer schwerer bis unmöglich, die Zinsen zu bedienen und die Schulden zurückzuzahlen. Ohne schnelle Hilfe von aussen drohen Staatspleiten. Die Corona-Pandemie ist daher auch ein beispielloser Stresstest für das globale Finanzsystem.
Den letzten grösseren Stresstest erlebte die Welt vor gut zehn Jahren, bei der grossen Finanzkrise. Damals rauften sich die führenden Wirtschaftsmächte der Welt unter Führung der USA rasch zusammen, um gemeinsam gegen die Gefahr zu kämpfen. Mit Erfolg: die befürchtete weltweite Rezession wurde abgewendet.
USA verweigern mehr Mittel
Die Herausforderung durch das Corona-Virus ist ungleich grösser – und die Voraussetzungen für eine vereinte Krisenabwehr ungleich schlechter. Denn die USA unter US-Präsident Trump haben sich von der globalen Führungsrolle verabschiedet und kämpfen vor allem in eigenem Interesse. Das zeigt sich auch im Währungsfonds: Die USA als grösster und einflussreichster Anteilseigner lehnten es heute ab, den Fonds mit deutlich mehr Kapital auszustatten, um damit für alle Fälle gewappnet zu sein – anders als nach der letzten Finanzkrise, als die Ressourcen deutlich aufgestockt wurden.
Dem Vernehmen nach wollten die USA verhindern, dass die Erzfeinde Iran und China auf dem Umweg über den Währungsfonds an frisches Geld kommen.
IWF-Chefin Kristalina Georgieva bleibt nun nichts anderes übrig, als bei reicheren Mitgliedsländern wie Deutschland, Japan oder der Schweiz einzeln um Geld zu betteln. Und zusätzlich an private Gläubiger wie Banken und Fonds zu appellieren, ihren zahlreichen Kreditnehmern in ärmeren Ländern einen Teil des Schuldendienstes oder sogar der Schulden zu erlassen – und damit einen wichtigen zur Krisenbekämpfung zu leisten.
Nur wenn das gelingt, kann die Welt den globalen Stresstest – von dem noch niemand weiss, wie lange er dauert und wie schlimm er wird – einigermassen glimpflich überstehen.
Das grösste Risiko tragen die ärmeren Länder. Ohne ausreichende Hilfe der reichen Länder drohen ihnen nicht nur wirtschaftliche, sondern auch beispiellose humanitäre Katastrophen.