Über drei Prozent Jahresteuerung. Das ist viel – zu viel für die Schweiz. Die Nationalbank toleriert dauerhaft höchstens 2 Prozent Teuerung. Darum hat sie im Juni bereits die Zinsen erhöht. Das macht Kredite teurer für Investitionen und den Konsum, zügelt die Konjunktur und damit auch den Preisauftrieb.
Die Nationalbank wird es wieder tun, um mit dieser strafferen Geldpolitik die Inflation zu dämpfen. Allerdings zeigen Analysen: Etwa zur Hälfte kauft die Schweiz die Preissteigerungen im Ausland ein. Vor allem dadurch, dass sie fossile Energie einführt: Öl, Diesel, Benzin und Kerosin fürs Heizen, Autofahren und Fliegen beispielsweise. Solche Brennstoffe sind der Treiber Nummer eins des globalen Preisauftriebs. Dahinter steht hauptsächlich Russlands Krieg gegen die Ukraine.
Die Frankenstärke hilft
Einen Vorteil hat die Schweiz – im Kampf gegen diese importierte Inflation kommt der Nationalbank der starke Franken entgegen. Die Mechanik ist simpel: Je mehr der Franken etwa zu Euro zulegt, desto günstiger wird – relativ gesehen – das Einkaufen mit Franken in der Eurozone. Das mindert für alle, die in Franken rechnen, die Teuerung. Und das freut auch die Konsumentinnen und Konsumenten.
Diesen praktischen Puffer haben viele andere europäische Länder nicht, wie zum Beispiel Deutschland. Im Unterschied zur Schweiz kann Deutschland keine eigene Geldpolitik betreiben. Die Deutschen sitzen mit allen übrigen 18 Mitgliedsstaaten der Eurozone im gleichen Boot. Und die Europäische Zentralbank (EZB) geht bislang nur zögerlich gegen die Inflation vor. Sie wird im Juli die Zinsen etwas erhöhen. Das dürfte allerdings nur wenig bringen – angesichts einer rekordhohen Teuerung von fast 9 Prozent im Euroraum.
Im Alleingang hat die SNB zu wenig Kraft
Grund zur Schadenfreude hat die Schweizer aber nicht. Im Gegenteil: Solange im Rest der Welt die Preise kräftig steigen, leiden auch hier die Lohnempfängerinnen und Pensionäre mit, wenn auch weniger ausgeprägt. Der Grund dafür ist, dass die Nationalbank den Franken nicht beliebig erstarken lassen kann – sonst schadet sie der Exportwirtschaft. Irgendwann kommt der Punkt, an dem die Exporteure sagen: Jetzt langts, wir bekommen grosse Mühe, unsere Produkte auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Dann muss die Nationalbank eingreifen und den Wechselkurs stabilisieren.
Das heisst: Der starke Franken wirkt als Mittel gegen die importierte Teuerung nur limitiert. Wirklich ganz aus der inflationären Gefahrenzone kommt die Schweiz eben doch erst, wenn international die Preise nicht mehr so stark steigen.