Die Schweizer Pharmafirmen stehen oft im Rampenlicht. Sei es, weil sie innovative Medikamente lancieren, weil sie für Medikamente hohe Preise verlangen oder weil sie als Konjunkturmotor gelten.
Dabei vergessen gehen oft die Pharmazulieferer, obwohl sie immer mehr an Bedeutung gewinnen. Sie stellen für die Pharmafirmen viele Wirkstoffe her, ohne dass ihr Name erscheint. Vor allem: Die Zulieferer wachsen seit Jahren deutlich schneller als die Pharmafirmen und schaffen so Tausende Jobs.
Bachem: Weltmarkführer aus dem Baselbiet
Bestes Beispiel ist Bachem aus Bubendorf. Das Baselbieter Unternehmen hat den Umsatz seit 2018 auf über eine halbe Milliarde Franken verdoppelt und in dieser Zeit in der Schweiz 630 neue Leute angestellt. Bachem ist Weltmarkführer bei der Herstellung von Peptiden. Das sind grosse Moleküle, die als Wirkstoffe eingesetzt werden, etwa gegen Krebs, Diabetes oder neuerdings auch gegen Fettleibigkeit. Kundennamen darf Bachem jedoch keine nennen.
Bachem-Chef Thomas Meier sieht mehrere Gründe, warum sie für Pharmafirmen diese Peptide herstellen: «Wenn Pharmafirmen die Produktion an einen Zulieferer auslagern, sind sie flexibler und erst noch kostengünstiger.» Zudem seien die Pharmafirmen vermehrt auf das spezifische Fachwissen der Zulieferer angewiesen.
Produktion kommt nach Europa zurück
Sibylle Bischofberger, Analystin bei der Bank Vontobel, sieht weitere Gründe für das grosse Wachstum der Zulieferer: «Es sind neue, innovative Medikamente auf den Markt gekommen. Und wenn diese gut laufen, könne Pharmafirmen nicht alles alleine herstellen.» Ausserdem gebe es den Trend, die Produktion aus China und Indien zurück nach Europa zu holen, etwa ins Pharmaland Schweiz.
Neben Bachem profitieren denn auch die anderen börsenkotierten Schweizer Pharmazulieferer. Allen voran ist Lonza, die in Visp den Covid-Impfstoff für Moderna produziert sowie andere Biotech-Wirkstoffe. Lonza nennt keine genauen Zahlen, hat aber in den letzten drei Jahren über 2000 neue Jobs geschaffen, hauptsächlich im Wallis. Auch Siegfried und Dottikon ES, die ebenfalls Wirkstoffe produzieren, sind stark gewachsen.
Aktuell 600 offene Stellen
Das Wachstum geht zudem unvermindert weiter. Das zeigt sich etwa an den offenen Stellen: Lonza sucht aktuell 240 Leute in der Schweiz, Bachem 230, Dottikon 100 und Siegfried etwa 30, insgesamt also rund 600 Personen.
Doch das ist nicht alles: Die vier Firmen investieren derzeit hunderte Millionen Franken in der Schweiz. Bachem will den Personalbestand in Bubendorf um 800 Leute auf rund 2000 erhöhen und plant im aargauischen Sissler Feld einen neuen Produktionsstandort mit anfänglich 500 Angestellten.
Ebenfalls auf dem Sissler Feld baut Lonza eine neue Fabrik mit 400 Leuten. Siegfried rechnet mit etwa 100 zusätzlichen Stellen hierzulande und Dottikon mit 200. Sofern die Pläne aufgehen, schaffen die Pharmazulieferer in den nächsten Jahren so rund 2300 neue Jobs und werden die Welt mit Wirkstoffen «made in Switzerland» beliefern.