Das Wachstum der Laufschuhfirma On ist atemberaubend. Mit 2.3 Milliarden Franken Umsatz 2024 nimmt das noch junge, in Zürich gegründete Unternehmen, einen Spitzenplatz in der Branche ein.
Und die Firma hat mit Tennislegende Roger Federer einen der begehrtesten Markenbotschafter als Investor ins Boot geholt. Mehr Schweiz ist kaum möglich, möchte man meinen. Unterdessen liegt der Fokus der Firma auf den USA, wo On an der Börse kotiert ist und fast 60 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet.
Das Schweizerkreuz «muss» weg vom Schuh
Genau in diesem Wachstumsmarkt prangt auf dem von Federer entworfenen Schuh «The Roger» das Schweizer Wappen – mit dem Zusatz: «Swiss Engineering». Ein Schuh, der allerdings in Asien genäht und geleimt wird. David Stärkle, Direktor des Vereins Swissness Enforcement, sagt: «On steht in der Verantwortung. Für nicht-schweizerische Produkte muss das Kreuz weg vom Schuh.»
Das Schweizerkreuz muss also weg vom Schuh, so die Forderungen des Vereins, der das nationale Swissness-Gesetz weltweit durchsetzen soll.
Es ist unbestritten, dass der Schuh nicht in der Schweiz hergestellt wird. Dennoch ist ein Schweizerkreuz angeheftet. Das widerspricht ganz klar der Swissness-Regel.
Die Swissness-Regeln gelten seit 2017 und soll die Marke «Schweiz» besser vor Trittbrettfahrern schützen. Firmen aus China stehen hierbei unter besonderer Beobachtung – aber eben auch Unternehmen aus der Schweiz, wie On. Die Regeln verlangen unter anderem, dass bei Industrieprodukten «mindestens 60 Prozent der Herstellungskosten» in der Schweiz anfallen.
Das sei bei On nicht der Fall, sagt Stärkle. «Es ist unbestritten, dass der Schuh nicht in der Schweiz hergestellt wird. Dennoch ist ein Schweizerkreuz angeheftet. Das widerspricht ganz klar der Swissness-Regel.»
On mit hohen Margen
Zwar beschäftigt On nach eigenen Angaben rund ein Drittel der 3000 Beschäftigten in der Schweiz – vor allem in Forschung, Entwicklung und Design. Fabriziert werden die Schuhe aber ausschliesslich in Vietnam und Indonesien zu Tiefstpreisen, wie Recherchen des Konsumentenmagazins «K-Tipp» vergangenes Jahr enthüllten.
Produktionskosten von knapp 20 Franken stehen Verkaufspreisen von weit über 150 Franken gegenüber. Die Margen, die On damit erzielt, sind phänomenal. Kommt hinzu: Besonders für Produkte mit Schweizer Herkunftsbezeichnung können Unternehmen deutliche Preisprämien abschöpfen. Der Verband beziffert diese Swissness-Prämie bei Schweizer Firmen auf jährlich über 7 Milliarden Franken.
Natürlich ist es nicht schön, wenn man gegen eine Schweizer Firma vorgehen muss.
Eine Prämie, die es offensichtlich zu schützen gilt. Deshalb dürfe die Schweiz als Marke auf keinen Fall verwässert und die Konsumentinnen und Konsumenten nicht getäuscht werden, sagt Thomas Früh, Präsident des Schweizerischen Kosmetikverbands und Mitglied der Swissness-Vereinigung. Natürlich sei es nicht schön, wenn man gegen eine Schweizer Firma vorgehen müsse. «Aber es gibt halt Übeltäter im In- und Ausland. Unsere Position in diesem Fall ist klar und sie lässt auch keinen Handlungsspielraum zu.»
«Keinen Grund, rechtliche Kritik»
Keinen Handlungsspielraum kann daher nur eines heissen: Das Swissness-Gesetz juristisch durchzusetzen. Bereits früher liess der Verein verlauten, man prüfe rechtliche Schritte gegen On. Ob sich diese nun konkretisiert haben, hielt sich Vereinsdirektor Stärkle bedeckt. Man stehe in Kontakt mit der Laufschuhfirma.