- Unter hohen Auflagen ist Ex-Nissan-Chef Carlos Ghosn nach über 100 Tagen aus der Untersuchungshaft entlassen worden.
- Ghosn hat eine Kaution von einer Milliarde Yen (umgerechnet knapp neun Millionen Franken) hinterlegt.
Auf Bildern ist zu sehen, wie der 64 Jahre alte Automanager bekleidet mit einem blauen Arbeitsanzug, Kappe und Mundschutz in Begleitung von Beamten das Gefängnis verlässt.
Der Manager, der auch Vorsitzender von Renault und Mitsubishi Motors war, hat laut dem Bezirksgericht Tokio zugesichert, Kameras an den Ein- und Ausgängen seines Wohnsitzes einzurichten, kein Internet zu nutzen oder Textnachrichten zu senden und zu empfangen.
Darüber hinaus dürfe er auch nicht mit den an seinem Fall beteiligten Parteien kommunizieren und den Computerzugang nur in der Kanzlei seines Anwalts nutzen.
Ghosn vermutet Komplott
Die Haftentlassung gilt als grosser Erfolg der neu eingesetzten Verteidiger des Managers. Im Februar hatte Ghosn den als besonders streitbar geltenden Strafverteidiger Junichiro Hironaka angeheuert.
Ghosn, der Nissan einst vor der nahen Pleite gerettet hatte, sitzt seit November in Tokio in Haft. Ihm wird finanzielles Fehlverhalten beim Renault-Partner Nissan vorgeworfen. Auch soll er sein Einkommen nicht vorschriftsgemäss und vollständig angegeben haben. Ghosn hat seine Unschuld beteuert und vermutet ein Komplott gegen ihn.
Manager drohen Jahre in Haft
Dem einst hoch angesehenen Top-Manager der französisch-japanischen Auto-Allianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi droht in Japan eine mehrjährige Gefängnisstrafe.
Hironaka hatte argumentiert, die Vorwürfe gegen Ghosn seien eine unternehmensinterne Angelegenheit. Die Entlassung aus der Untersuchungshaft gibt ihm nun die Möglichkeit, zusammen mit seinen Anwälten eine Verteidigungsstrategie aufzubauen.
Bei Nissan gefeuert
Die Japaner hatten ihn kurz nach der Verhaftung gefeuert. Bei Renault trat Ghosn später zurück. Auch der französische Konzern leitete Untersuchungen zu möglichen Unregelmässigkeiten ein und will diese bis zum Frühjahr abschliessen.
Ghosns Aufgaben bei Renault wurden aufgespalten. Jean-Dominique Senard übernahm den Präsidentenposten und ist auch für die von Ghosn entworfene Allianz mit Nissan verantwortlich. Wie das Auto-Bündnis mit dem japanischen Hersteller Nissan weitergeführt wird, bleibt abzuwarten.