Die Kakaoernte in diesem Jahr lief gut. Viel Kakao wurde zum Beispiel in den grossen Produktionsländern Westafrikas geerntet. Gleichzeitig harzte aber der Absatz – unter anderem wegen der Pandemie. Die Folge: Der Preis für Kakao ist tief, ebenso das Einkommen der Produzentenfamilien.
Rund 60 Prozent des Kakaos weltweit stammt aus der Elfenbeinküste und Ghana. Der Anbau dort ist staatlich geregelt und die Behörden verlangen von den Abnehmern schon zum zweiten Mal in Folge einen Sonderbeitrag, der direkt an die Bauern fliessen soll.
Staaten müssen besser agieren
Doch bei so tiefen Preisen reicht es trotz Sonderbeitrag für viele Familien kaum zum Überleben, bestätigt Christian Robin, Geschäftsführer der Schweizer Plattform für nachhaltigen Kakao. Die staatlichen Kakaoorganisationen müssten das Angebot reduzieren.
«Wenn sie wirklich eine Preissetzungsmacht erlangen wollen und höhere Preise erzielen möchten, dann müssen sie in Zukunft das Angebot besser steuern», sagt Robin.
Der Bauer erhält lediglich etwa 60 Prozent des Weltmarktpreises. Was mit den restlichen 40 Prozent passiert, ist unklar.
Christian Robin schaute sich vor kurzem die Situation in Ghana an. So sorge die staatliche Organisation zwar für eine gute Qualität, die Behörde sei aber auch dominant und undurchsichtig.
«Der Bauer erhält lediglich etwa 60 Prozent des Weltmarktpreises. Es gibt sehr viel Bürokratie und man weiss nicht, was mit den restlichen 40 Prozent passiert», sagt Robin.
Abnehmerländer in der Pflicht
Bei der Schweizer Plattform für nachhaltigen Kakao machen neben Hilfswerken auch Produzenten mit, kleine, aber auch Weltkonzerne wie Barry Callebaut. Gemeinsam suche man nach Lösungen für bessere Produktionsbedingungen vor Ort, zum Beispiel mit zusätzlichen Einkommensmöglichkeiten für die Bäuerinnen und Bauern.
Damit erreiche die Plattform 100’000 Bauernfamilien. Sie produzierten rund zwei Drittel der jährlichen Importmenge der Schweiz. Noch lange ist nicht jede in der Schweiz verkaufte Schokolade ökologisch und sozial verträglich produziert, bestätigt Christian Robin. Armut und ökologische Probleme seien nach wie vor verbreitet.
Wir müssen unsere Verantwortung übernehmen in dieser Wertschöpfungskette.
Deshalb aber auf Schokolade zu verzichten, sei keine gute Lösung. «Die Schokolade kann genossen werden, aber wir müssen auch wirklich unsere Verantwortung übernehmen in dieser Wertschöpfungskette», so Christian Robin.
Konsumentinnen und Konsumenten könnten durch die Einkäufe im Laden gezielt Einfluss auf das Kakaoangebot nehmen und das wirke sich bis in die Produktionsländer aus.