Festivaltickets weiterverkaufen ist nicht illegal. Ist jemand krank oder sonst verhindert, soll er das Ticket weitergeben können, sagt Simon Haldemann, Mediensprecher des Gurtenfestivals.
Problematisch würde es allerdings, wenn Tickets für Festivals in grossem Stil eingekauft werden, um sie auf Wiederverkaufs-Plattformen im Internet wie beispielsweise Viagogo.ch weiterzuverkaufen, um damit Geld zu verdienen.
Das sei nur ein Aspekt, der die Festivalveranstalter an solchen Internetseiten stört. «Leute, die nicht so bewandert sind, Tickets online zu kaufen, landen sofort auf solchen Seiten, da sie auf Google als erstes angezeigt werden.»
Personalisierte Tickets erfordern enormen Aufwand
Zwar werden auf Seiten wie jener des Genfer Unternehmens Viagogo oder Alltickets.ch jeweils nur etwa 2 Prozent der knapp 80’000 Gurtenfestival-Tickets gehandelt. Dennoch habe das Festival im Jahr 2016 personalisierte Tickets eingeführt, um das zu bekämpfen. Mit Erfolg, so Haldemann: «Der Graumarkt war komplett ausgestorben.» Aber auch der administrative Aufwand sei gross gewesen: Zwei Leute seien einen Monat lang nur damit beschäftigt gewesen, Tickets auf eine andere Person umzuschreiben. Deshalb hat das Gurtenfestival die personalisierten Tickets wieder abgeschafft.
Auch andere Festivalveranstalter ärgern sich immer öfter über Tickets, die auf dem Graumarkt im Internet weiterverkauft werden. Christoph Bill, Präsident des Schweizer Branchenverbands der Konzert- und Festivalveranstalter, sagt: «Die Problematik betrifft die meisten unserer Mitglieder.»
Vor allem die Internetseite Viagogo sei für die Veranstalter ein Ärgernis. Laut einer Recherche des britischen TV-Senders BBC stellt das Unternehmen gezielt Leute an, die im grossen Stil Tickets einkaufen, um sie dann auf Viagogo anzubieten.
Das Problem sei, dass es schon viele Fälle gegeben habe, bei denen Konzertbesucher, die ein Ticket auf Viagogo gekauft hatten, enttäuscht worden seien, sagt Bill: «Im Zuge der Professionalisierung gab es auch schwarze Schafe, die falsche oder gar keine Tickets ausgeliefert haben.» Das führe zu unglaublichen Problemen und Enttäuschungen, mit denen er und sein Team kaum umgehen können.
Viagogo wies in einer anonymen schriftlichen Stellungnahme alle Vorwürfe zurück. Juristisch gegen Anbieter wie Viagogo vorzugehen sei schwierig, sagt der Präsident des Branchenverbands. «Viele unserer Mitglieder sind Kleinstbetriebe. Wir haben weder personell noch finanziell die Möglichkeiten, gegen grosse Player vorzugehen.»
Keine Hilfe aus der Politik
Und dennoch hätten einzelne Veranstalter Klage eingereicht. Und nicht nur die Veranstalter: Auch eine Klage des Staatsekretariats für Wirtschaft ist noch hängig. Da hoffe der Verband nun, dass wegweisende Urteile gefällt würden. Denn von Seiten der Politik sei kaum Unterstützung zu erwarten.
Bisherige Vorstösse im Parlament kamen nicht durch. Von Seiten des Bundesrats hiess es, dass die Überwachung des Graumarkts im Ticketbereich keine staatliche Aufgabe sein könne. Zuerst sollten die Veranstalter die Möglichkeiten via Zivil- und Strafklagen ausschöpfen.