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Glas Cola.
Legende: Politik vs. Wirtschaft. Eine Zuckersteuer soll Menschen gesünder machen, läuft aber gegen Hersteller-Interessen. Colourbox

Kampf gegen Übergewicht Zuckersteuer: Schreck der Lebensmittelkonzerne

Hersteller lobbyieren dagegen, aber bereits vielerorts ist Realität: Für stark Gezuckertes fallen 10 Prozent Steuern an.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Immer mehr Länder besteuern gezuckerte Getränke und Esswaren.
  • Mexiko dient als Vorbild der Verfechter, Dänemark als jenes der Gegner.
  • Lebensmittelkonzerne lobbyieren massiv gegen die Zuckersteuer.
  • Die Schweiz setzt auf Prävention statt Besteuerung.

Länder mit Zuckersteuern

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Hier gibt es bereits eine Zuckersteuer: Frankreich, Finnland, Ungarn, Mauritius, Barbados, Dominikanische Republik, Ecuador, Cookinseln, Tonga, Fidschi, Chile.

Diese Länder bereiten eine Zuckersteuer vor: Grossbritannien, Irland, Portugal, Hongkong, Philippinen, Südafrika, Australien, Neuseeland, Italien, Indonesien, Kolumbien, Brasilien, Indien.

Steuern liegen selten im Trend, aber bei einer – bei jener auf Zucker – sieht es anders aus. Immer mehr Länder verlangen eine Fiskalabgabe auf gezuckerten Getränken und Esswaren. Portugal führt nächstes Jahr als viertes EU-Land eine solche Steuer ein. In drei weiteren EU-Ländern ist die Zuckersteuer geplant.

Überall, wo die Zuckersteuer ansteht, intervenieren Lebensmittelkonzerne und ihre Verbände. Sie argumentieren, dass wegen der Steuer Arbeitsplätze in der Industrie verloren gingen. In Südafrika organisierte die Gewerkschaft der Food and Allied Workers Union (Fawu) in den vergangenen Wochen Proteste. Sie behauptet, die Besteuerung werde 72'000 Stellen kosten.

Zuckersteuer soll Leben retten

Auch in Mexiko, der Vorreiter-Nation einer Zuckersteuer, lobbyierten etliche Konzerne gegen die Abgabe. Sie blieben aber erfolglos. Seit der Einführung 2014 brachte die Steuer über 2,5 Milliarden Dollar ein. Diese setzt die mexikanische Regierung im Kampf gegen Diabetes und Fettleibigkeit ein. Sie finanzierte damit unter anderem die Produktion von Werbespots, in denen vor dem Konsum von Süssgetränken gewarnt wird.

Für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Mexiko ein Erfolgsbeispiel. Seit der Einführung der Zuckersteuer ist der Verkauf der besteuerten Lebensmittel und Getränke um 10 Prozent zurückgegangen. Die WHO empfahl diesen Herbst allen Ländern eine Zuckersteuer einzuführen. «Wenn Regierungen Produkte wie gezuckerte Getränke besteuern, können sie Leiden reduzieren und Leben retten», sagte Douglas Bettcher, WHO-Direktor für Prävention. Sie könnten auch Gesundheitskosten reduzieren und die Budgets erhöhen, um in Gesundheitsdienste zu investieren.

Dänen haben Steuer abgeschafft

Gegner der Steuer führen gerne ins Feld, Dänemark habe die Zuckersteuer abgeschafft. Sie war nicht wirksam, da Konsumenten nach Schweden oder Deutschland ausweichen konnten. Ausweichmöglichkeiten sind das grösste Hindernis für eine Zuckersteuer in der Schweiz.

Die Steuer ist eine Lenkungsabgabe. Ihr Prinzip: Erhöht sich der Preis eines Gutes, werden die Leute weniger davon konsumieren. In der Schweiz hätte die Steuer wohl einen schwierigen Stand wegen der hohen Preiskraft. Konsumenten reagierten hierzulande weniger sensibel auf höhere Preise als in Mexiko, sagt Gesundheitsökonom Simon Wieser von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).

Schweiz: Bund setzt auf Prävention

Gesundheitsminister Alain Berset anerkennt die Gefahr von zu viel Zucker: «Wir haben in der Schweiz in den Fertigmahlzeiten viel Zucker, deutlich mehr als in den Nachbarländern. Das verursacht riesige gesundheitliche Probleme.» Dieses Statement machte der Bundesrat, als er vor einigen Wochen über die Massnahmen gegen nichtübertragbare Krankheiten sprach. Im Kampf gegen Zucker setzt der Bund zusammen mit der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz auf Prävention, vor allem auf Information über Bewegung und Ernährung. Unternehmen wie Nestlé, Coop und Migros ihrerseits reduzieren den Zuckergehalt gewisser Produkte seit wenigen Jahren freiwillig.
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