Die deutsche Staatshilfe hat der Lufthansa das Überleben gesichert und ihr einen Neustart ermöglicht. Hätte der Staat vor einem Jahr der darniederliegenden Fluggesellschaft finanziell nicht unter die Arme gegriffen, wäre sie heute nur noch ein Schatten ihrer selbst: Um die monatlichen Milliardenverluste aufgrund der Pandemie zu decken, hätte die Führungsspitze zehntausende Stellen streichen und Hunderte von Flugzeugen endgültig stilllegen müssen. Und zwar umgehend.
Staatliche Finanzhilfen und eine direkte Beteiligung des Staates am Unternehmen haben zwar den ganz grossen Kahlschlag verhindert. Nichtsdestotrotz hat die Lufthansa eine markante Schrumpfungskur hinter sich: 30’000 Angestellte – inklusive 2'000 beim Tochterunternehmen Swiss – haben das Unternehmen freiwillig verlassen oder wurden entlassen.
Berlin beglich die Löhne – und tut es immer noch
Dass die Lufthansa ihren Betrieb überhaupt wieder hochfahren kann, hat sie noch zusätzlicher Hilfe aus Berlin zu verdanken: Während Monaten waren Piloten, Flight Attendants und Bodenpersonal in Kurzarbeit. In dieser Zeit beglich faktisch der deutsche Staat die Löhne. Und er tut es weiterhin, da nach wie vor Tausende in Kurzarbeit sind.
Der Staat hat hier also ein sehr grosses Auffangnetz für die Fluggesellschaft aufgespannt, das weit über die maximalen 6.8 Milliarden Euro an Finanzhilfen hinaus geht. Jetzt geht es darum, dass die Lufthansa die ausbleibenden Tranchen einzig dieser Finanzhilfen zurückbezahlt.
Lufthansa ist «too-big-to-fail»
Ganz unabhängig vom deutschen Staat wird die Lufthansa damit allerdings noch nicht. Solange er ein Aktienpaket besitzt, ist die Lufthansa noch an Auflagen gebunden; unter anderem an das Verbot einer Dividendenausschüttung und ein Verbot von Bonizahlungen an die Lufthansa-Führungsspitze. Es ist somit nachvollziehbar, wenn das Unternehmen so rasch als möglich wieder die volle Unabhängigkeit anstrebt und sich dieser – aus seiner Sicht – «lästigen» Auflagen entledigen kann.
Gleichzeitig tut das Unternehmen mit dem Kranich auf der Heckflosse fortan gut daran, seine finanzielle Situation grundlegend zu stärken. Das finanzielle Polster zu Beginn der Pandemie war geradezu mickrig angesichts der Grösse des Unternehmens und auch im Vergleich mit der Konkurrenz, insbesondere den Billigfliegern. Die Lufthansa konnte allerdings darauf bauen, dass sie «too-big-to-fail» ist und im Notfall vom Staat gerettet wird. Genau das ist geschehen.