Mit Geld Gutes tun – und dennoch Rendite erzielen. Dieses Ziel verfolgt das sogenannte Impact Investing. Doch was heisst gut? Und wie kann der Fortschritt von schlecht zu gut gemessen werden? Antworten zu diesen Fragen gibt es fast so viele, wie Investoren und Anbieter, die diese Art der Geldanlage verfolgen. Und es gibt immer mehr davon. Die Gefahr dabei: Je grösser das Angebot an solchen Anlagemöglichkeiten, desto intransparenter können die gut gemeinten Investments werden.
Peter Wuffli war Chef der UBS, bis die Bank durch die Immobilien- und Finanzkrise 2007 ins Schlingern geriet. Nachdem er bei der Grossbank abgesetzt worden war, rief er die Stiftung Elea ins Leben. Mit ihr will er Gutes tun. Die Organisation versucht, Armut mit unternehmerischen Mitteln zu bekämpfen.
«Wir müssen Brücken bauen, zwischen denjenigen die viel haben und denjenigen, die wenig haben», sagt Wuffli. Kapitalismus mit hohen ethischen Standards - für Wuffli kein Widerspruch. «Kapitalismus ermöglicht Freiheit», aber es brauche auch Verantwortung, sagt er.
Elea investiert in Unternehmen und Projekte, denen die Stiftung zutraut, Armut zu bekämpfen. In Ländern in Lateinamerika, Afrika südlich der Sahara, Indien und Südostasien. Das Geld wird für Anschub- und Wachstumsfinanzierungen verwendet. Mit dem Ziel, dass die Organisationen langfristig selbsttragend arbeiten. Und auch Profit abwerfen. So können sie mit der Zeit das Kapital an Elea zurückzahlen und die Stiftung kann das Geld darauf in neue Projekte reinvestieren, wie Wufflis Geschäftsführer Andreas Kirchschläger ausführt. «Profitabel sein, ist auf jeden Fall der zweite Schritt, der erste ist für die Unternehmern, auch unter schwierigsten Bedingungen zu überleben», sagt Kirchschläger.
Auch das Fürstenhaus von Liechtenstein geht diesen Weg. Der zweitälteste Sohn des Fürsten, Prinz Max, ist Konzernchef der LGT, der Bank des Fürstenhauses und will Impact Investing auch grossen, institutionellen Investoren zugänglich machen. «Wir haben in den letzten Jahren positive Erfahrungen gemacht», sagt der Prinz von Liechtenstein, «sowohl die Nachfrage als auch das Angebot steigen stark an».
Zu viel Kapital, zu wenig Projekte
Dass das Investitionsvolumen laufend zunimmt, stellt auch die Non-Profit-Organisation Global Impact Investing Network fest. Aktuell beläuft es sich weltweit bereits auf 114 Milliarden Dollar. JP Morgan prognostizierte in einer Studie aus dem Jahr 2010, dass sich das Volumen bis 2020 auf 1 Billion Dollar vervielfachen werde. Auch immer mehr Banken mischen in diesem Geschäft mit. Darunter Investment-Häuser wie Black Rock oder Goldman Sachs.
Wenn so viel Geld in Projekte und Unternehmen mit ethischem Anspruch fliessen, stellt sich die Frage, ob es dadurch nicht zu Übertreibungen und im nächsten Schritt zu schmerzhaften Korrekturen kommt. Elea-Gründer Peter Wuffli relativiert: «Bei Finanzmärkten ist die Tendenz zu Übertreibungen immer vorhanden. Trotzdem ist Impact Investing eine Reflexion der Gesellschaft. Der Kapitalismus muss sich stärker auf die gesellschaftlichen Bedürfnisse ausrichten.» Firmen könnten heutzutage artikulieren, warum ihre Taten für die Menschen und die Welt positiv seien, sagt Wuffli. Im Moment sei aber zu viel Kapital vorhanden und zu wenig unternehmerische Vorhaben, die wirklich eine soziale Wirkung erzielten.
Trotzdem ein Hype? Nein, findet Gabriel Eckenstein-Geigy. Er ist Stiftungsratspräsident der Eckenstein-Geigy-Stiftung, die ebenfalls den Ansatz des Impact Investing verfolgt. Dass Banken ihre Aktivitäten in diesem Bereich forcieren, begrüsst der Pharma-Erbe. Er mahnt aber, solche Geldanlagen würden teilweise mit leeren Worthülsen beworben. Auch Prinz Max weist darauf hin. Er befürchtet, dass «überall plötzlich Impact Investing drauf steht, ohne dass es auch drin ist.»
Wirkt Impact Investing?
Tatsächlich stellt sich beim Impact Investing die Frage, wie und mit welchen Kriterien die Wirkung überprüft werden kann. Finanzielle Renditen sind einfach zu messen. Doch welche Fortschritte etwa in Sachen Armutsbekämpfung erzielt werden, ist schwieriger zu ermitteln.
Die Elea-Stiftung von Peter Wuffli wendet eine selber entwickelte Messmethode, mit sogenannten «Elea-Impact-Punkte». So wird beispielsweise festgehalten, wie viele Personen einen Job erhalten, ein Einkommen generieren und der Armut entfliehen können. Solche Messungen seien wichtig für den gesamten Sektor des Impact Investing, sagt Wuffli.
«Hochschulen sind in der Verantwortung»
Nachhaltigkeit, Ethik plus Rendite. Das trifft den Nerv der Zeit. Das haben auch die Hochschulen realisiert und richten ihre klassischen profitorientierten Studiengänge der Wirtschaftsfakultäten neu aus. Nachhaltige und ethische Ansätze finden ein immer breiteres Publikum.
Falko Paetzold ist Initiator des neu gegründeten Instituts «Center for Sustainable Finance and Private Wealth» an der Universität Zürich. Er sieht ein grosses und steigendes Interesse der Studierenden an solchen Themen. Er halte es für einen Skandal, dass eine Ausbildung von Investoren und Beratern noch immer möglich sei, «ohne von Nachhaltigkeit und persönlichen Werten nur Ansatzweise zu hören». Er betont deshalb auch die «massive Verantwortung» der Hochschulen, da dort die Fachleute der Zukunft ausgebildet werden.