Der neue Prozess: In den USA startete am Montag ein Prozess gegen Google, der zur Zerschlagung des Unternehmens führen könnte. Zum zweiten Mal innert kurzer Zeit steht der Konzern vor Gericht. Im August wurde er wegen der Vormachtstellung der Suchmaschine verurteilt, jetzt geht es um die Werbemacht der Alphabet-Tochter und deren Monopolstellung. Das US-Justizministerium und acht Bundesstaaten wollen Google aufsplitten. Es drohen etwa Zwangsverkäufe von Google-Diensten.
Der Vorwurf: Es bestehe der Verdacht, dass Google mit seinen Technologielösungen und dem Datenpool auf allen Wertschöpfungsebenen eine dominierende Stellung habe, erklärt Marc Schwenninger Rechtsanwalt und Dozent an der ZHAW in Winterthur. Google könne damit wohl «die Konditionen und Preise definieren».
Der klassische Werbeprozess: Wenn ein Webseitenbetreiber seinen Werbeplatz an Werbetreibende verkaufen will, läuft das über eine Auktion auf einem Marktplatz. Um zu handeln, benötigen die Websitebetreiber und die Werbetreibende Vermittlungssoftware. Google hat bei fast allen Schritten zwischen den Akteuren Marktanteile bis zu 90 Prozent beim Angebot, so die Anklageschrift.
Die Folgen von Werbemacht: Werbung zu schalten wird durch Marktdominanz tendenziell teurer und Webseitenbetreiber verdienen gleichzeitig weniger daran. In der digitalen Werbung komme man um Google nicht herum, sagt Moritz Schneider, Chef der Media Agentur Media Schneider. «Das heisst, man muss als Werbetreibender, aber auch als Verleger oder als Publisher auf Gedeih und Verderben mit Google zusammenarbeiten.»
Die Anfänge im Digitalgeschäft: Googles Aufstieg zur Werbegrösse begann vor 18 Jahren. Damals übernahm der Suchmaschinenanbieter mit «Doubleclick» den grössten Werbevermarkter im Digitalgeschäft. Die Übernahme von Youtube half im Bereich der Videowerbung zu wachsen. Weitere Tech-Start-ups kamen nach und nach dazu. Heute hat Google eine Vormachtstellung bei der digitalen Werbung und erzielt Milliardenumsätze. Die Werbung ist das wichtigste Standbein des Konzerns.