- Die Schweizer Milchverarbeiterin Emmi will die französische Patisserie-Gruppe Mademoiselle Desserts übernehmen.
- Emmi will damit im Segment der «Premium-Desserts» einen Sprung nach vorne machen.
- Die Übernahme kostet laut Mitteilung rund 900 Millionen Euro.
Mit Blick auf die finanziellen Dimensionen sei dies das bislang «grösste Geschäft» in der Firmengeschichte, heisst es bei Emmi auf Anfrage.
Mademoiselle Desserts hat laut Emmi zwölf Produktionsstätten in Frankreich, England, den Niederlanden und Belgien. Die Patisserie-Gruppe beschäftigt rund 2000 Mitarbeitende und hat 2023 einen Jahresumsatz von rund 420 Millionen Euro erzielt.
Italienische «dolci» machten den Anfang
Das Unternehmen sei seit vielen Jahren «auf dem Weg einer Internationalisierung», sagt Emmi-Chefin Ricarda Demarmels gegenüber Radio SRF. «Wir haben in den letzten 30 Jahren 45 Akquisitionen getätigt.»
Die «strategische Nische Desserts» sei eine von vier Nischen, die Emmi verfolge. Gestartet sei man 2011 mit «dolci» aus Italien, später kam es zu einer Übernahme im Süsswarenbereich in den USA. Die Akquisition in Frankreich sei nun der nächste logische Schritt, sagt Demarmels.
In der aktuellen Zeit ist Diversifikation das A und O.
«Emmi hat bereits heute Cheesecake oder Torta della Nonna im Sortiment. Die Mademoiselle Desserts sind in einem ähnlichen Bereich zuhause.» Emmi als Milchverarbeiterin bleibe sich dabei treu: Mit Zutaten wie Mascarpone, Butter oder verschiedenen Crèmes sei «das Gute der Milch» stets dabei.
Sich als Unternehmen breit aufzustellen, sei im heutigen Marktumfeld sehr wichtig, sagt Demarmels. «In einer Zeit, in der ein Flügelschlag auf der anderen Seite der Welt so viel auslösen kann, ist Diversifikation das A und O.»
Dessert-Geschäft wächst fast um das Doppelte
Aktuell macht das Dessert-Geschäft bei Emmi nur neun Prozent des Umsatzes aus. Nach der Übernahme werde diese Nische rund 17 Prozent zum Gesamtumsatz beitragen.
Finanziert werden soll der Deal über Fremdkapital sowie aus überschüssigen liquiden Mitteln. Damit steige die Verschuldung zwar an, liege aber immer noch in einem sehr angemessenen Rahmen und solle auch wieder zügig sinken, so die Firmenchefin. Der Zukauf braucht noch die Zustimmung von Arbeitnehmervertretern und Behörden.
Emmi will Mademoiselle-Desserts-Chef einspannen
Die Übernahme führt auch zu personellen Änderungen. So soll der aktuelle Chef von Mademoiselle Desserts, Didier Boudy, künftig die Verantwortung für das neu entstehende «Desserts Powerhouse» von Emmi übernehmen.
In dieser Geschäftseinheit soll Mademoiselle Desserts mit den bestehenden Dessert-Gesellschaften aus Italien und den USA vereint werden. «Ein Abbau bei den Mitarbeitenden ist nicht geplant», sagt Emmi-Chefin Ricarda Demarmels auf Anfrage.